Der Geist von Rheine

Es war der 22.Juni als DDR-Spielmacher Jürgen Sparwasser mit seinem Tor zum 0:1 Gastgeber Deutschland bei der Fußball-WM 1974 aus allen Träumen riss. Mit gesenkten Köpfen kehrte die Nationalmannschaft ins WM-Quartier nach Malente zurück. Dort raufte man sich am gefühlten Tiefpunkt zusammen und wurde am Ende doch noch Weltmeister. Was für die Nationalmannschaft der viel beschworene "Geist von Malente" in der Holsteinischen Schweiz war, wurde für die Torfabrik Meschede - auf den Tag genau 45 Jahre später - ihr Trainingslager im Münsterland. Die Torfabrikanten haben den "Geist von Rheine" aus der Flasche gelassen!

Zurück in die Zukunft

 

Seit Jahresbeginn haben einige verdiente Spieler und wichtige Leistungsträger die Torfabrik verlassen. Insbesondere die 1.Mannschaft der Torfabrik, die in der 2.Liga spielt, wurde davon wenige Wochen vor dem Saisonauftakt schwer gebeutelt. Binnen weniger Tage wurde aus einem ambitionierten Spitzenteam ein unterbesetzter Abstiegskandidat. Den Qualitätsverlust gilt es nun mit neuem Teamgeist zu kompensieren. Und da kam dieses Trainingslager genau zum richtigen Zeitpunkt.

 

Als der Bus losrollte und Busfahrer Viktor den Fluxkompensator einschaltete, ließ man die Vergangenheit bewusst zurück und freute sich über jeden der Übriggebliebenen. Und das waren immerhin noch 20 topmotivierte Männer, die richtig Bock auf Fußball hatten. Darunter der verbliebene harte Kern der Torfabrik und einige neue Talente, die sich der Mannschaft anschlossen und auf 4 Tage "Fußball total" freuten. Die Jungs bewiesen Zusammenhalt und volle Identifikation, alle haben sich bombig verstanden und eine Menge Spaß zusammen gehabt.

 

Perfekte Trainingsbedingungen bot die Sportanlage rund um das Jahnstadion. In intensiven Trainingseinheiten am Morgen und am Nachmittag schonten sich die Torfabrikanten bei sommerlicher Hitze nicht. Ballbehandlung, Koordination, Handlungsschnelligkeit - endlich konnte auch mal am Feinschliff gearbeitet werden. Alle haben super mitgezogen, manch einer ging bis an seine Grenzen. Die Einstellung stimmte! Mit dem "Geist von Rheine" werden die Torfabrikanten im Abstiegskampf bestehen können. Das wird eine spannende Saison, deren Finale am 28.September im heimischen Dünnefeld stattfinden wird.

 

Transferwahnsinn

 

In Ermangelung eines Testspielgegners wurde der diesjährige Elmar-Kramer-Cup in Erinnerung an unseren 2006 verstorbenen Freund und Mitspieler kurzerhand betriebsintern ausgespielt. Um den sportlichen Wettkampf anzuheizen, hatte das Trainerteam im Vorfeld eine amüsante Simulation des im heutigen Fußballgeschäft real existierenden Transferwahnsinns ausgetüftelt. Jeder Spieler bekam einen individuellen Marktwert zugeteilt, der je nach Spielstärke (vollkommmen realistisch) irgendwo zwischen 10 Millonen und 25 Millionen Euro taxiert war. Die vier Torfabrik-Trainer erhielten von der Vereinsführung jeweils 90 Millionen Euro und die Aufgabe, sich geschickt ihr Dreamteam zusammenzukaufen. Dabei wurde nach Öffnung des Transfermarkts verhandelt und gefeilscht was das Zeug hält. Es ging zu wie auf dem Basar. Bestechungs- und Abwerbungsversuche, horrende Prämienversprechungen und der ein oder andere Spieler und Coach, der sich beim Vertragspoker mächtig verzockt hat.

 

Das beste Haus am Platze

 

Die Sache rund machte die hervorragende Unterbringung in der Sportjugendherberge, die  direkt neben dem Jahnstadion liegt. Hervorzuheben sind dabei die wunderbare Gastfreundschaft unserer rustikal-liebevollen Lieblingsherbergsmutter Hildegard, die hammermäßige Verpflegung, die Flatrate für die leckerste Johannisbeerschorle der Welt, eine nette Nachbarschaft zu den anderen Gruppen im Haus  und die erfreuliche Tatsache, dass es frisches Veltins im Ausschank gab. Abends wurde gegrillt, das Freibad und das Kino besucht. Beim großen "Quiz der Fußballkuriositäten" sorgten allerhand skurrile Begebenheiten aus der Welt des Fußballs für Lachsalven und Rätselspaß. Eine bessere Wahl für ein Trainingslager als die Sportjugendherberge in Rheine hätten wir nicht treffen können. Danke an alle, die dabei waren und uns unterstützt haben!