Mit einer engagierten Leistung sicherte sich die Torfabrik gegen den TuS Sundern den prestigeträchtigen Derbysieg. Torwart Dr. Tim Schröder hielt sensationell, mit Joshi Winkhaus ging ein neuer Stern am Fußballfirmament auf und "Der schwarze Fuß von Bödefeld" erzielte einen Quattrick. Zum ersten Mal nahm die Torfabrik Meschede an einem Turnier der Inklusionsserie vom Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) teil. Ein schöner Fußballtag zwar, doch trotzdem gibt's Anlass zur Systemkritik.
Ist ein anderer Fuball möglich?
Nach 23 Jahren ist der Spielbetrieb im Behindertensportverband nahezu zum Erliegen gekommen. Von ehemals 5 Ligen mit Auf- und Abstiegsregelung in Westfalen gibt es mittlerweile nur noch eine einzige Liga, die überhaupt einen geordneten Spielbetrieb zustande gebracht hat. In der Regionalliga 3 Westfalen, in der die Torfabrik spielt, passierte in diesem Jahr gar nichts. Eine weitergehende Problemanalyse sparen wir uns an dieser Stelle. Ist es Zeit, sich nach etwas Neuem umzusehen? Zum ersten Mal nahm die Torfabrik nun also an einem Hallenturnier des FLVW teil.
Eine Fragestellung begleitet die Torfabrik Meschede schon so lange wie es einen organisierten Spielbetrieb für Menschen mit Behinderungen in Westfalen gibt: wie schafft man es, eine ausgeglichene Leistungsstärke auf den Platz zu bringen und dabei allen Spielerinnen und Spielern gerecht zu werden? Eines ist klar: es zählt der Leistungsgedanke. Alle Mannschaften wollen gewinnen, immer. Das liegt im Wesen des Fußballsports. Trotzdem sollen auch die schwächeren Spielerinnen und Spieler eine Chance und ihren Spaß haben. Es ist ein schwieriges Spannungsfeld der Interessen, in dem sich die Torfabrik schon immer bewegt.
Altbekannte Problemen im neuen Format
Da der Delbrücker SC kurzfristig abgesagt hatte, musste für das Teilnehmerfeld eilig ein Nachrücker gefunden werden. Ein Anruf des Veranstalters bei der Torfabrik genügte. Letztendlich liefen für die Torfabrik Meschede zwei Teams mit insgesamt 18 Spielerinnen und Spielern auf: die Torfabrik Rovers und Torfabrik United. Beide Teams waren bunt gemischt aufgestellt worden, um auf alle Eventualitäten und dramatischen Spielwendungen reagieren zu können. Dabei standen mindestens immer drei spielschwächere Spieler aus dem B-Team auf dem Feld.
In beiden Verbänden heißt es: "Erlebnis vor Ergebnis" und ist auch so besprochen. Alle sollen ihren Spaß haben, Ausgelichenheit ist das oberste Gebot - doch leider oft auch das größte Problem. Eigentlich wollte die Torfabrik zu ihrer FLVW-Premiere beim Turnier der Sportfreunde Hüingsen nur mit ihrem spielschwächeren Personal anrücken. Gut, dass man es nicht getan hat. Denn die Gegner waren ziemliche Cracks, die teilweise auf Kreisliganiveau zockten und alles für den Erfolg taten. Nur mit dem B-Team wäre man bei diesem Turnier gnadenlos zusammengeschossen worden.
Wenn eine Mannschaft binnen 10 Minuten Spielzeit 7:0 gewinnt, dann ist der Gegner nicht nur hoffnungslos "schlecht", sondern dann geht das an der Zielsetzung auch ziemlich vorbei. Der gleiche Gegner besiegte die Torfabrik mit 3:0. Der dort mitspielende Trainer (!!!) erzielte dabei 2 Tore selbst. Den dritten Treffer legte er mustergültig auf, nachdem er unserem Spieler mit Down-Syndrom den Ball vom Fuß genommen hatte. Ein anderer Coach schaute sich wort- und regungslos an, wie einer seiner Spieler über Minuten total heiß lief und schließlich Torfabrik-Stürmer Kevin Edeler vom Feld trat. Sowas hat uns schon im Behindertensportverband aufgeregt und liegt hier wie da ganz klar in der Sphäre der Mannschaftsverantwortlichen.
Eine fast schon groteske Szene wiederholte sich gleich mehrfach. Bei der Torfabrik wird auf zweierlei Dinge großer Wert gelegt: nach dem Spiel gibt man dem Gegner die Hand, egal wie es ausgegangen ist. Und vor jedem Spiel gibt es natürlich eine ordentliche Begrüßung. Dreimal standen die Torfabrikanten aufgereiht an der Mittellinie bereit, um den Gegner zu begrüßen und sich ein gutes Spiel zu wünschen. Dreimal traten die Gegner nicht zur Begrüßung an und die Mannschaft stand an der Mittellinie wie bestellt und nicht abgeholt. Und da war kein Trainer, der seinen Leuten sagt: "Ey, geht da bitte mal hin. Die wollen euch begrüßen."
Um nicht einen falschen Eindruck zu erwecken: es war ansonsten ein schöner, fairer und wohl organsierter Fußbballvormittag. Viele Spiele waren auch ausgeglichen und spannend, die Stimmung auf dem Feld und der Tribüne freundschaftlich. Doch es gab eben auch solche Dinge, die nicht auf viel Verständnis in Reihen der Torfabrik Meschede trafen.
Derbytime gegen den TuS Sundern
Dass das Ganze auch vollkommen anders geht, bewies sich ausgerechnet mal wieder im brisanten Duell mit dem TuS Sundern. Obwohl es sich um ein Lokalderby handelt und obwohl die Mannschaftsverantworlichen mit vollmundigen Ankündigungen und öfffentlichen Spötteleien die Derbystimmung ordentlich anheizen, kommt etwas ganz anderes dabei heraus: fairer Fußball bei höchstem Einsatz, spannend und auf Augenhöhe, mit großen Emotionen und einem doch äußerst angenehmen Miteinander. Nicht jeder Verein leistet sich eine Freundschaft mit dem Lokalrivalen.
In der Vorrunde gelang es Torfabrik United erstmal nicht, den TuS Sundern in die Knie zu zwingen. Nach einem wahren Chancenfeuerwerk zu Spielbeginn trennte man sich mit einem torlosen Unentschieden. Ein 0:0 der feineren Sorte. Extrem spannend und mit vielen Torchancen gespickt, war dieses Unentschieden letztlich ein gerechtes Ergebnis. Die größte Chance des Gegners machte Torwart Dr.Tim Schröder mit einem Klassereflex zunichte.
In den Platzierungsspielen traf man schließlich ein zweites Mal auf den TuS Sundern. Diesmal bezwangen die Torfabrik Rovers den Lokalrivalen mit 1:0. Das goldene Tor erzielte Johnny Eblenkamp. Für eine Infarktserie unter den Anhängern sorgte die anarchische Taktik der Torfabrik: in den letzten Spielsekunden wurde die Abwehr gänzlich aufgelöst, um unbedingt noch das 2:0 zu erzielen. Der TuS Sundern brach noch zweimal brandgefährlich durch, konnte aber nicht mehr ausgleichen. Schwein gehabt. Derbysieg!
Letztlich schlugen sich beide Torfabrik-Teams in diesem starken Teilnehmerfeld durchaus achtbar. Im Gesamtklassement landeten die Torfabrik Rovers auf Platz 5 und Torfabrik United auf Platz 7. Der TuS Sundern wurde Sechster. "Grillparty, Grillparty", schallte es aus dem Fanblock. Denn mit dem Sieg sicherte man sich auch die von Sponsor Stappert ausgelobte Prämie. Nette Geste noch zum Ende: kurzerhand lud man den unterlegenen Rivalen ein, die hart erkämpfte Grillparty gemeinsam zu begehen.
Die beiden Torfabrik-Teams und ihre Spiele
Torfabrik United: Stehend v.l.: Peter, Mevi, Pille Bartsch, Tim Schröder (Tor), Carina Brand, Terry Niedermeier, Kevin Edeler. Vorne v.l.: Lars Klauke, Joshua Winkhaus, Benny Wulf
Torfabrik United - TuS Sundern 0:0
Spannendes, aber torloses Unentschieden im Derby. Die Torfabrik legte los wie die Feuerwehr und erspielte sich zahlreiche Chancen, die allesamt vergeben wurden. Als plötzlich ein Gegner mutterseelenallein auf das Torfabrik-Tor zustürmte, wehrte Dr.Tim Schröder mit einem großrtigen Reflex ab.
Torfabrik United - Iserlohner Werkstätten 0:4
Klare Klatsche gegen die Iserlohner Werkstätten, die schon im Ligabetrieb des Behindertensportverbandes eine harte Nuss waren. Locker auf BRSNW-Zweitliganiveau spielend gewann Iserlohn überzeugend. Überzeugend aber auch der Kampfgeist von United, das nie aufgab. Wieder zeigte Dr.Schröder eine Top-Leistung im Torfabrik-Gehäuse.
Torfabrik United - Sportfreunde Hüingsen I 0:2
Gleiches Bild gegen die gastgebenden Sportfreunde aus Hüingsen. United kämpfte, die Gegentore fielen trotzdem.
Torfabrik United - Sportfreunde Hüingsen II 5:1
Im Platzierungsspiel um Rang 7 drehte United nochmal richtig auf. "Der Schwarze Fuß von Bödefeld" Lars Klauke erzielte gleich 4 Tore. Ein noch nie dagewesener Quattrick unseres alten Mittelfeldstaubsaugers. Letztlich fiel der Sieg etwas zu hoch aus, aber jeder Schuss wurde plötzlich zum Treffer. Sein Premierentor im Torfabrik-Trikot markierte außerdem noch Joshua Winkhaus. Joshi verwandelte ein Zuspiel von Lars eiskalt und ließ dieser offensichtlichen Selbstverständlichkeit einen ebenso souveränen Jubel folgen. Alle freuten sich für Joshi, der die Schulterklopfer gerne annahm. Ein neuer Stern am Fußballfirmament ist aufgegangen!
Torfabrik Rovers: Stehend v.l.: Arak Reimann (Tor), Christian Lehmann, Fabian Hallmann, Daniel Pilgram, Dustin Becker. Vorne v.l.: Matthias Willmes, Kimberly Böse, Lena Seemann
Torfabrik Rovers - Sportfreunde Hüingsen II 2:0
Direkt im ersten Spiel waren die Rovers voll auf Sendung. Nach einigen guten Spielaktionen und Torchancen war es Johnny Eblenkamp, der mit kalter Schnauze und einem wuchtigen Schuss das 1:0 erzielte. Das vorentscheidende 2:0 erzielte Fabian Hallmann nach einem unwiderstehlichen Solo. Das konnte man sich gut anschauen.
Torfabrik Rovers - SSV Hagen 0:1
Gegen den späteren Turniersieger aus Hagen schlugen sich die Rovers absolut achtbar und zeigten großen Kampf. Die Nierderlage konnte auch Keeper Arak Reimann trotz einer Klasseleistung nicht verhindern.
Torfabrik Rovers - Lebenshilfe Lüdenscheid 0:3
Wahrscheinlich hätten wir dieses Spiel auch einfach so verloren. Auch ohne die beiden Tore und den Assist des mitspielenden Trainers.
Torfabrik Rovers - TuS Sundern 1:0
Die zweite Chance zum Derbysieg nutzten die Rovers im Platzierungsspiel um Rang 5. In einem rasanten Spiel machte Johnny Eblenkamp das 1:0. Beide Mannschaften spielten mit offenem Visier. Selbst kurz vor Abpfiff wetzten alle Abwehrspieler nach vorne und wollten den Sack zumachen. Am Ende wurde es nochmal richtig knapp, doch dem TuS wollte kein Tor mehr gelingen. Die Torfabrikanten freuten sich über den Derbysieg und die gewonnene Grillparty von Sponsor Stappert.
Betriebsintern gilt er schon längst als Weltfussballer: unser Starspieler Peter "Pille" Bartsch. Nun darf sich das Torfabrik-Faktotum, immerhin schon seit 26 Jahren am Ball, offiziell auch noch "Weltpokalsieger" nennen. Ehre, wem Ehre gebührt.
"Wenn wir hier nicht gewinnen, treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt", sagte einst Rolf Rüssmann. Und so begab es sich, dass die Torfabrik Meschede im heimischen Dünnefeldstadion ausnahmsweise mal nicht selbst als Veranstalterin auftrat, sondern sich organisatorisch ins bereits gemachte Nest legen durfte. Der Kreissportbund Hochsauerland, der gastgebende SSV Meschede, die Stadt Meschede und das Städtische Gymnasium hatten alles für einen spektakulären Fußballtag vorbereitet. Vorbeikommen, Fußball spielen und glücklich sein, lautete da das Motto für die Torfabrik.
Als Fortschreibung der Aktivitäten rund um die Special Olympics Weltspiele, an denen sich die Stadt Meschede im vergangenen Jahr als Hosttown beteiligte, war die Idee eines enorm inklusiven Fußballturniers entstanden. Begeisterung im Vorfeld, Begeisterung auf dem Platz. Getragen von der Leidenschaft für den Fußballsport, aber auch von der Erkenntnis, dass Inklusion einfach einfach gemacht werden muss. Etwaige Bedenken, wie das Ganze funktionieren könnte und wie man am besten mit Menschen mit Behinderungen umgehen sollte, wischte die Torfabrik schon in der Planungsphase vom Tisch. "Lasst uns zusammen Fußball spielen, der Rest kommt von ganz allein". Und so war es dann auch.
Das runde Sportgerät rief an diesem Tag ganz unterschiedliche Akteure auf den Plan: die Schülerschaft und die Lehrkörper des Städtischen Gymnasiums, die Bediensteten der Mescheder Stadtverwaltung und natürlich die Torfabrikanten. In 8 gemischten Teams jagte man dem Ball hinterher und alle hatten sichtlich Spaß dabei. Am Anfang stand das Kennenlernen der wild zusammengelosten Mitspielerinnen und Mitspieler und die Namensgebung der eigenen bunten Truppe. Ins Rennen gingen somit illustre Weltauswahlen unterschiedlichen Geschlechts, Alters, Religionen und Herkunft, mit und ohne Handicap, Lehrer mit Schülern, Eversberger mit Wehrstapelern und Remblinghausern. Auch Bürgermeister Christoph Weber stand auf dem Feld und tauschte Anzug und Krawatte gegen ein kleidsames Sportoutfit.
In Gruppe A siegte Fortuna Remmidemmi vor Meschede United, Alwin & The Chipmunks und einer Mannschaft mit dem vielversprechenden Namen "Pa' auf's Maul", die friedfertig genug auftrat, um in der Vorrunde den letzten Platz zu belegen und dies mit fröhlicher Gelassenheit hinnahm. In Gruppe B belegte der FC Pille - benannt nach seinem Starspieler - den Platz an der Sonne, gefolgt von der Wilden Ente, dem Tikki Takka Land und der Torkanone.
Im großen Finale unterlag Fortuna Remmidemmi mit Bürgermeister Weber nach einem spektakulären 3:3 in der regulären Spielzeit dem FC Pille denkbar knapp und erst im Elfmeterschießen. Alle Teilnehmenden erhielten aus Bürgermeisterhand eine Medaille für ihre Teilnahme. Seinem "Gegenkandidaten" Pille Bartsch überreichte Weber anschließend den 1.Mescheder Weltpokal, den dieser stolz den jubelnden Fans präsentieren durfte.
Für die Statistik hat der "Leistungskurs Mathematik" der Torfabrik errechnet: Auf dem Feld standen 24 Torfabrikanten, 9 Bedienstete der Stadtverwaltung, 17 Lehrerinnen und Lehrer sowie 36 Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums. Summa summarum waren das 86 Aktive. In 16 Spielen mit insgesamt 256 Minuten Spielzeit fielen 63 Tore. Bei durchschnittlich 3,9 Toren pro Spiel hat es demnach alle 4 Minuten irgendwo eingeschlagen. Ein Heidenspektakel!
Übrigens: sogar ins Fernsehen haben wir es geschafft. Ein Team der Lokalzeit Südwestfalen war vor Ort und hat einen charmanten Beitrag zu diesem Event gedreht: hier geht's zum WDR-Bericht.
Für diesen schönen und top organisierten Tag bedankt sich die Torfabrik Meschede bei allen, die mitgeholfen haben. Allen voran bei Maria Boskamp vom Kreissportbund, die die Federführung der Veranstaltung übernommen hatte, sowie den zahlreichen Ehrenamtlichen des SSV Meschede, der Stadt Meschede und den Lehrerinnen und Lehrern des Städtischen Gymnasiums, die das Ganze im Vorfeld eingefädelt und umgesetzt haben. Die Spiele um den Mescheder Weltpokal waren ein voller Erfolg! Darum ist ganz klar: Wir fordern eine Wiederholung!
Hammerharte Leistung der Torfabrikanten bei ihrem Ausflug in die Niederlande! Internationale Begegnungen, spannende und spektakuläre Spiele, nette Leute. Die Torfabrik erstürmt bei ihrem ersten Auslandseinsatz den 2.Platz im Gesamtklassement.
Mit gewohnt sensationeller Trainingsbeteiligung sind die Torfabrikanten aus der Sommerpause zurück. Bei bestem Fußballwetter durfte die Mannschaft im heimischen Dünnefeldstadion nun auch einen neuen Unterstützer begrüßen: Remzi Racaj, Gründer und Geschäftsführer von „24sieben – Finanzen Neu Definiert“ aus Warstein. Und der hatte direkt eine ganze Kofferraumladung voller Antrittsgeschenke dabei. Alle Spielerinnen und Spieler wurden von Remzi mit hochwertigen Sporttaschen in den torfabrikalischen Vereinsfarben ausgestattet. Die Torfabrikanten sind begeistert und sagen artig „Dankeschön“!
Netter Besuch und große Freude bei der Torfabrik: Energieversorger E.ON überraschte unsere Mannschaft mit einer üppigen Spende! Zur symbolischen Scheckübergabe durften wir nun E.ON-Mitarbeiter Frank Sunder beim Training begrüßen.
Seit Wochen lag der Fokus der Torfabrikanten auf dem "Spiel ihres Lebens". Das Derby gegen den TuS Sundern wurde zum absoluten Karrierehighlight. Rund 3.000 Zuschauer sahen ein 2:2-Unentschieden und wissen jetzt auch, wie man sich eine gegnerische Ecke kurz vor Spielende elegant ins eigene Tor reinhaut. Große Kulisse, großes Drama.
Das Spannende beim Fußballspielen mit der Torfabrik ist, dass jede Minute das Außergewöhnliche passieren kann. Das gilt im Guten wie im Schlechten. Der ausgeheckte Schlachtplan für das Match gegen den befreundeten Lokalrivalen aus Sundern gab exakte Wechsel und Präsenzzeiten vor. Binnen der 20-minütigen Spielzeit wollten schließlich 24 Kicker zu ihrem Recht kommen und vor dieser traumhaften Kulisse ihr Bestes geben. Um das vorprogrammierte Wechselchaos zu vermeiden galt ein Masterplan, der bereits bei Abfahrt des Busses über Bord geworfen werden musste. Zwei angemeldete Spieler waren nicht aufgekreuzt, dafür erschienen andere, mit denen man nicht gerechnet hatte.
Schüttete es morgens noch wie aus Kübeln, erwies sich Petrus pünktlich zum Einlass in den Mittagsstunden doch noch als guter Teamplayer. In der Kampfbahn "In den Oeren" des TuS Oeventrop war alles für das große Match bereitet, das unmittelbar vor dem Benefizspiel der mit ehemaligen Bundesligaprofis gespickten Traditionsmannschaften von Borussia Dortmund und Schalke 04 stattfand. (Anmerkung der Redaktion: Könnte sein, dass auch deshalb so viele Zuschauer da waren.) Der Veranstalter sprach von 2.500 zahlenden Zuschauern, die Lokalpresse rechnete in ihrer Berichterstattung inklusive der Aktiven und Helfer auf 3.000 Zuschauer hoch. Der Rahmen war auf jeden Fall mehr als würdig! Was der TuS Oeventrop mit seinen zahlreichen Helferinnen und Helfern da auf die Beine gestellt hat, war der Wahnsinn. So hatte das Helferteam nicht nur aus 1.000 Europaletten eine veritable Tribünenlandschaft gezimmert, sondern auch rund 40 Einlaufkinder organisiert. Mit ihnen an der Hand und "The Final Countdown" auf den Stadionlautsprechern liefen die Torfabrik Meschede und der TuS Sundern unter dem Applaus der Massen auf das Spielfeld. Wie geil war das denn!
"Hinten dicht, vorne hilft der liebe Gott". Das war die Losung zu Spielbeginn. Kompakt stehen und möglichst nicht hoch zurüclkliegen, bevor in der zweiten Spielphase personell nachgelegt wird. Ein spektakulärer Sturmlauf durch das Top-Personal aus dem A-Team sollte das Derby dann zugunsten der Torfabrik drehen. Soweit der Matchplan. Es kam natürlich anders. Zur positiven Überraschung aller brachte Lena Seemann die Torfabrik früh mit 1:0 in Führung. Riesenjubel! Vorausgegangen war eine undurchsichtige Strafraumsituation, die der TuS nicht zu klären vermochte. Lena nutzte ihre Chance eiskalt und stocherte den Ball über die Linie. Ein Tor vor so einer Kulisse zu schießen, ist schon was ganz besonderes!
Wie vom Trainer-Orakel in der Mannschaftsbesprechung angekündigt, machte dann wirklich, tatsächlich und leibhaftig Peter Lehmann seine Bude. Ecke für die Torfabrik, Peter nimmt den Ball direkt und nagelt ihn mit einem sehenswerten Drehschuss kompromisslos in die Maschen. Die erste Ecke seit einem halben Jahrzehnt, die mal etwas Zählbares gebracht hat! Es stand 2:0 für die Torfabrik und das zu einem Zeitpunkt, wo man sich - gemäß Matchplan - eigentlich eher im Hintertreffen wähnte. Vollkommen unnötig zog sich die torfabrikalische Abwehrphalanx daraufhin bis auf die eigene Torlinie zurück und setzte frühzeitig auf lange Bälle. Dem TuS Sundern fiel es in dieser Phase nicht schwer, besser ins Spiel zu kommen. Trotzdem brach mit einem unwiderstehlichen Sololauf "Eisenschädel" Daniel Möller durch, legte mannschaftsdienlich zu Lars Klauke rüber, doch der Gewaltschuss vom "Schwarzen Fuß von Bödefeld" konnte vom sensationell aufspielenden TuS-Keeper Niklas Flashar mit einer absoluten Weltklasseparade entschärft werden. Das wäre das 3:0 gewesen.
Ab diesem Moment, wo eigentlich alles längst hätte klargemacht werden können, übergab man das Heft des Handels jedoch komplett an den Gegner. Obwohl die Torfabrikanten mittlerweile mit ihrem "ersten Anzug" auf dem Feld standen, hatte sich der TuS Sundern längst warmkombiniert und kam mit einem schönen Spielzug zum 1:2-Anschlusstreffer. Sunderns Dritte drehte daraufhin mächtig auf und kam zu einigen weiteren guten Chancen. Mit den Spielern Tim Sölken, Basti Bach, Steven Schultz und Jan van Horn standen gleich vier ehemalige Torfabrik-Kicker im gegnerischen Kader und hauten sich mächtig rein.
Wann pfeift der Schiri endlich ab? Vor dem geistigen Trainerauge liefen bereits die besten Szenen durch: wie die Mannschaft über das Spielfeld hüpfen und "Derbysieger, Derbysieger" grölen würde, wie man die von Sponsor Stappert als Siegprämie ausgelobte Grillparty begehen würde. Doch noch eine Ecke für den TuS. "Leute, konzentriert euch! Hellwach bleiben! Haut das Ding weg!" Und dann passiert das, was man nur bedingt als "das Spannende" beim Fußballspielen mit der Torfabrik anerkennen kann: Die Ecke kommt flach herein, keine Gefahr, Keeper Pat Franke ist bereit, das Spielgerät lässig aufzunehmen. Doch Christian Lehmann reagiert gedankenschnell, ist eher am Ball und drischt ihn mit dem Außenrist ins eigene Gehäuse. Jubel in Sundern, fragende Gesichter in Meschede.
Am Ende war das 2:2-Unentschieden ein ebenso gerechtes wie würdiges Ergebnis, mit dem beide Mannschaften gut leben konnten. Das anschließende Miteinander am Spielfeldrand war ein weiterer Beleg dafür, das die Stimmung unter den Aktiven bestens blieb. Die Torfabrik und Sunderns Dritte haben jedenfalls den Nachweis erbracht, dass Lokalderbys nicht zwingend Spiele auf Leben und Tod sein müssen. Dass man Derbycharakter und Lokalrivalität pflegen kann, ohne dabei Sitte und Anstand zu verlieren, haben beide Teams jedenfalls vorbildlich unter Beweis gestellt.
Über den Eindruck, dass alle völlig entspannt ein tolles Fußball- und Familienfest für den guten Zweck feierten, konnten auch diejenigen nicht hinwegtäuschen, die es mit der Rivalität zwischen Dortmund und Schalke etwas ernster nahmen. Die Nachwuchsultras beider Vereine trugen mit ihrem leidenschaftlichen Support jedenfalls zur guten Stadionstimmung bei. Dass dabei den Müttern der jeweiligen Gegner mitunter gesanglich eine Berufstätigkeit im horizontalen Gewerbe unterstellt wurde, vermochte die allseits gelassene Stimmung nicht zu beeinträchtigen.
Auf dem Rasen waren derweil viele ehemalige Bundesligaprofis, Europapokalsieger und Weltmeister unterwegs. Die Mannen um Frank Mill und Olaf Thon zeigten, dass sie nichts verlernt haben und präsentierten sich als Stars zum Anfassen. Ein ansehnliches Spielchen mit Torchancen in Hülle und Fülle entwickelte sich, das die Traditionsmannschaft von Borussia Dortmund mit 3:2 schließlich knapp für sich entscheiden konnte. (Eine Übersicht aller aktiven BVB- und S04-Spieler findest du in der Bildergalerie.)
Viele weitere Fotos findet Ihr in den Berichten vom Sauerlandkrurier, vom
Lokalkompass und dem Sauerlandsport der Westfalenpost.
Einen Riesendank an den TuS Oeventrop und alle Beteiligten für einen unvergesslichen Fußballtag. Übrigens: der Großteil des Erlöses, den dieser tolle Tag eingebracht hat, geht an Familie Kutnar aus Oeventrop und ihre Zwillinge Emma und Finn. Auch über das Benefizmatch hinaus ist eine Unterstützung von Emma und Finn möglich. Wieso, weshalb, warum erfahrt ihr hier.
Der Kader der Torfabrik Meschede
TOR Patrick Franke, Yuki Leitner
ABWEHR Kevin Fosu, Carina Brand, Terry Niedermeier, Björn Franke, Peter Mevi
MITTELFELD Tobias Volpert, Fabian Hallmann, Daniel Möller, Lars Klauke, Sandra Linke, Pille Bartsch, Alwin Göttling, Lena Seemann, Christian Lehmann, Kevin Edeler
ANGRIFF Patrick Schulte, Dustin Becker, Benjamin Wulf, Daniel Pilgram, Matthias Willmes, Peter Lehmann, Johnny Eblenkamp
Unsere "Spielordnung" wiegt 1396 Gramm, ist 35 Zentimeter hoch, 24 Zentimeter breit, besteht aus 146 Artikeln, wurde auf handgeschöpftes Büttenpapier gedruckt und in Ziegenleder eingebunden: das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Am 23.Mai 1949 wurde es von Bundeskanzler Konrad Adenauer unterzeichnet und 75 Jahre später vom "Mescheder Bündnis für Demokratie und Solidarität" gefeiert. Mit dabei: die Torfabrik.
Auf dem Kaiser-Otto-Platz in der Mescheder City wurde anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Grundgesetzes ein buntes Fest gefeiert. Der Einladung zur Beteiligung kamen die Torfabrikanten gerne nach. War man zu Beginn etwas ratlos, was eine Fußballmannschaft dort Kreatives beitragen könne, entschied man sich letztlich für das Naheliegende: man spielte Fußball. Fünf Minuten Vollgas mitten auf dem Kaiser-Ottto-Platz. Die taktischen Vorgaben wurden schlank gehalten: "Keine unschuldigen Passanten verletzen und bitte die St.Walburga-Kirche nicht entglasen!" Der Einladung zum spontanen Mitkicken folgten auch zwei U8-Jungtalente, die sich furchtlos ins Getümmel stürzten. Zum Schiedsrichter wurde kurzerhand Bürgermeister Christoph Weber ernannt. Der Bürgermeister leitete die Partie souverän und unauffällig. Lediglich eine gelbe Karte musste er zücken, als Spieler Alwin Göttling kurz vor Abpfiff noch seinen Mitspieler Daniel "Eisenschädel" Möller auf den Asphalt schickte.
Was aber war nun die Botschaft dieses rasanten Einlagespiels? Der Trainer erinnerte dabei an den Mescheder Josef August Senge, der wegen einer psychischen Erkrankung in einer - wie es damals hieß - "Irrenanstalt" eingsperrt und schließlich in der Gaskammer von Hadamar ermordet wurde. Die Nazis sprachen vom "unwerten Leben", das von ihnen in industriellen Tötungsanlagen zehntausendfach vernichtet wurde. "Vor 80, 90 Jahren wäre das auf diesem Platz nicht möglich gewesen, dass Menschen mit Behinderungen fröhlich und unbeschwert mit einem Ball am Fuß durch die Öffentlichkeit dribbeln", sagte der Coach. "Sie schützt heute unser Grundgesetz, das uns allen die gleiche Würde und die gleichen Rechte zugesteht."
Neben ihrer sportlichen Präsentation übernahmen die Torfabrikanten noch eine weitere Aufgabe: mit einer Schubkarre verteilten sie Grundgesetztexte, was mindestens so leidenschaftlich erledigt wurde wie das Fußballspielen selbst. Die Aufgeschlossenheit der Mescheder Bevölkerung nahmen einige Spielerinnen und Spieler zum Anlass, spontan eine Spendensammlung für sich selbst durchzuführen. Beim Spendenstand von 140,94 Euro stoppte die Vereinsführung das eigenmächtige Engagement ihrer freudestrahlenden Aktiven. Auch wenn das so nicht geplant war, sei alllen versprochen, dass das Ergebnis dieses "großen Schnorrangriffs" wie immer direkt den Spielerinnen und Spielern zugutekommt und für die gemeinsamen Mannschaftsaktivitäten Verwendung finden wird.
Held des Tages war übrigens noch ein ganz anderer Torfabrik-Spieler: auf der Bühne griff Benjamin Wulf zur Gitarre und intonierte den Klassiker "Country Roads", der von der Festgesellschaft begeistert mitgesungen und abgefeiert wurde. Ein toller Auftritt von Benny!
Eine umfangreiche Fotogalerie hat zudem auch der Sauerlandkurier veröffentlicht. Hier geht's lang.
Spontanes und spektakuläres Testspiel im Rahmen des Montagstrainings: die Torfabrik Meschede traf auf die B-Juniorinnen des SSV Meschede und zeigte sich bei dieser Derby-Premiere in frühlingshafter Frühform.
Es war ein in mehrfacher Hinsicht ungleiches Duell und doch gingen beide Teams mit der gleichen Leidenschaft ins Match. Rund zwei Dutzend Torfabrikanten traten gegen die B-Juniorinnen des SSV Meschede an. Kurzfristig anberaumt, konnte die Torfabrik den Überraschungsmoment nutzen und das rasante Spiel mit 9:4 für sich entscheiden. Gegen den Tabellenzweiten der B-Juniorinnen Kreisliga hätten die meisten wohl keinen Pfifferling auf einen Sieg der Torfabrik gesetzt. Doch es kam anders.
In einem spektakulären Match, in dem es von Anfang an mit Vollgas hoch und runter ging, erwiesen sich zwei taktische Kniffe des - heute siebenköpfigen - Trainerteams als spielentscheidend. Die Torfabrik verstärkte sich kurzfristig mit drei Spielerinnen der Wildsauelf vom FC Remblinghausen, dem Ligakonkurrenten und Lokalrivalen des SSV Meschede. Inklusion gelungen: gleich fünf der neun Buden gingen auf das Konto der drei ausgeliehenen Wildsau-Damen! Zudem wurde Pille Bartsch als Kettenhund abgestellt, um den mitspielenden Co-Trainer der Gegnerinnen zu bewachen und mit reichlich Trashtalk aus dem Konzept zu bringen. Dass der Kollege dann prompt einen Elfmeter versemmelte (Abwehrchefin Carina Brand hatte eine Gegnerin sehenswert umgeholzt), war ein eindeutiger Beleg für den Erfolg dieser Maßnahme.
Mit ihrem Spiel durften die Torfabrikanten durchaus zufrieden sein. Zugegebenermaßen muss allerdings gesagt werden, dass die SSV-Juniorinnen die bessere Spielanlage und auch die besseren Chancen hatten. Ihr Abschlusspech spielte der Torfabrik dabei entscheidend in die Karten. Großen Anteil am Sieg dürfen sich aber auch die beiden Torfabrik-Torleute Pat Franke und Junes Beule auf den Deckel schreiben. Reihenweise machten sie die besten Chancen zunichte und sicherten ihren Farben den Sieg.
Schönen Dank an die Spielerinnen und das Trainerteam des SSV für den schönen Fußballabend!
Großer Kampf, verbesserungswürdige Ergebnisse, trotzdem happy und immerhin mit dem dicken Fairplay-Pokal ausgezeichnet - die große Fanbus-Tour zum Dülmener "Budenzauber" wurde wieder mal zu einem Wechselbad der Fußballgefühle.
Was sonst am Ende steht, soll diesem Text vorangestellt sein: unser Dank. Der gilt den fabulösen Karthaus Kickern aus Dülmen und all ihren wunderbaren Helferinnen und Helfern, die alle Jahre wieder dieses absolut einmalige Hallenturnier auf die Beine stellen und uns dazu einladen. Man muss mal dabei gewesen sein, um die Stimmung dort zu erfassen. Unsere Bilergalerie unter diesem Text kann da nur einen kleinen Einblick geben.
Siebeneinhalb Stunden leidenschaftlicher Fußball, Tore in Hülle und Fülle sowie ein begeistertes Publikum lassen keine Wünsche an eine spektakuläre Auswärtsfahrt offen. In Dülmen stimmte mal wieder alles. Von der Moderation durch den Hallensprecher bis zur Dekoration der Käsebrötchen. Im Rahmenprogramm gab es ein schwer belagertes Glücksrad mit coolen Fanartikeln als Preisen (Anm. der Redaktion: der Autor trinkt gerade einen Schluck Kaffee aus seiner neuen FC Homburg-Tasse) sowie eine Fotobox, Neben dem Dülmener Bürgermeister ging für die gastgebenden Karthaus Kicker auch Maskottchen "Pferdi" ins Rennen, wobei letztgenanntes das häufiger angefragte Fotomotiv gewesen sein dürfte. Wer gerade nicht auf dem Feld stand, mit "Pferdi" rumkasperte oder am Rad drehte, durfte sich am irren gastronomischen Angebot erfreuen. Zwischen zwei Spielen schnell mal eine Wurst, ein Stück Kuchen oder ein Bierchen: wieviel Kondition an den Verpflegungsständen geopfert wurde, wollen wir gar nicht wissen.
Ein weiteres großes Dankeschön geht besonders an unseren ebenso großzügigen wie bescheidenen Sponsor, der uns diesen Ausflug ermöglicht, die Fahrt mit dem komfortablen Reisebus gestiftet und selbst begleitet hat, aber namentlich gar nicht erwähnt werden will.
Nun zum Sportlichen: morgens trat das B-Team an, nachmittags das A-Team. Insgesamt brachte die Torfabrik 23 Spielerinnen und Spieler zum Einsatz. Beide Teams erreichten in ihren Spielklassen jeweils den fünften Platz und wurden mit hübschen Pokalen ausgezeichnet. Aber den dicksten Pott von allen gab es als Zugabe noch obendrauf: die Torfabrik Meschede wurde mit dem Fairplay-Pokal ausgezeichnet! Warum? Weil die Torfabrikanten als gute, stimmungsvolle Gäste und faire Sportsmänner und -frauen gelten. Weil man dem Gegner die Ecke zugesteht, wenn man "noch dran" war, der Schiri es aber nicht gesehen hat. Weil man Wert darauf legt, den Gegner vor dem Spiel zu begrüßen und auch in der Niederlage ein Abklatschen nach dem Spiel erfolgt. Weil man bereit ist und versucht, die eigene Spielstärke an den Gegner anzupassen, wenn man - eher selten - schon mal mit 2:0 in Führung liegt, um weiterhin ein ausgeglichenes und spannendes Spiel zu ermöglichen.
Die Ergebnisse vom Morgen
Die Ergebnisse vom Nachmittag
Fußball-WM 2034 in Meschede! Pille Bartsch in die Nationalelf! Die Forderungen waren kühn, doch der eingeschlagene Weg zum Fußballolymp ist zu schmal für große Kompromisse. Denn: wann darf man als Vertreter des einfachen Fußballvolkes schon mal mit dem DFB-Präsidenten diskutieren. Diese Gelegenheit hatten wir jetzt.
Von links nach rechts: Arnsbergs Bürgermeister Ralf Paul Bittner, DFB-Präsident Bernd Neuendorf, der Bundestagsabgordnete Dirk Wiese, Moderator Andreas Melliwa, Torfabrik-Trainer Sebastian Nöckel, Laura Stein und Lea Brust vom TuS Oeventrop, sowie der Staffelleiter der Bezirksliga Michael Ternes
Die bunt gemischte Fußballbasis war ins Vereinsheim des TuS Oeventrop gekommen, um einer Podiumsdiskussion mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf beizuwohnen, Eingeladen hatte Torfabrik-Langzeitfan und Bundestagsabgeordneter Dirk Wiese, Fraktionsvize der SPD und im Nebenjob Torhüter vom FC Bundestag. Die Spielerinnen und Spieler der Torfabrik gingen in den ersten Sitzreihen in Stellung, der Trainer wurde auf dem Podium platziert.
Dort saß auch Bezirksliga-Staffelleiter Michael Ternes als Spielleiter der "Bundesliga des Sauerlandes". Michael berichtete von den heimischen Sportplätzen, von Problemen in der Schiedsrichtergewinnung, Gewaltausbrüchen auf und neben dem Fußballfeld und machte deutlich, was man dagegen tun muss. "Miteinander reden, am besten schon im Vorfeld", lautet sein Rezept für einen gelingenden Spielbetrieb.
Laura Stein und Lea Brust vom TuS Oeventrop vertraten den Jugend- und besonders den Frauenfußball. Seit vielen Jahren ist da der TuS Oeventrop der Leuchtturm im Hochsauerland. Laura und Lea berichteten eindrücklich davon, wie es engagierte Ehrenamtliche an ihre Grenzen bringt, wenn durchgeknallte Fußballväter ausrasten und vor ihren Töchtern eine Schlägerei auf dem Spielfeld anzetteln wollen. Dass das Ehrenamt nicht nur gefördert, sondern auch geschützt werden muss, sollte da jedem klargeworden sein. Ein konsequentes Vorgehen gegen Gewalt ist wichtig - in jedem Verein und in jeder Liga.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Andreas Melliwa. Der alte Reporterfuchs hatte natürlich längst spitzgekriegt, dass sich die Torfabrik kurzfristig um die Ausrichtung der WM 2034 beworben hatte. Damit ist Meschede als WM-Austragungsort der einzig verbliebene Konkurrent zur religiösen, erdölabhängigen Monarchie in Saudi-Arabien. Nach dem Rückzug Australiens habe man zwei Stunden vor Ablauf des Interessenbekundungsverfahrens der FIFA noch schnell einen Post bei Facebook abgesetzt. Die Zustimmung der Funktionäre wolle man sicherstellen, indem man Präsentkörbe mit Doppelkorn und Sauerländer Schinken in die FIFA-Zentrale nach Zürich schicke. "Das sollte wohl reichen", so der Trainer.
Zur aktuell laufenden Investorensuche der DFL warf der Coach einen Blick auf den letzten verbliebenen Investor-Kandidaten, die Beteiligungsgesellschaft CVC aus Luxemburg. Einer deren größten Anleger ist der Saudische Staatsfonds PIF. "Damit lasst ihr den Scheich durch die Hintertür ins Stadion", wandte er sich an den Präsi und prophezeite, dass der deutsche Fußball in absehbarer Zeit wohl auch die 50+1-Regel fallen lassen werde. Man lasse sich auf ein "Rattenrennen" mit der englischen Premiere League und der spanischen LaLiga ein, dass man weder gewinnen kann, noch gewinnen muss. Der Coach sieht das Problem eher in einem sich ankündigenden Vereinssterben im Amateurfußball als darin, dass man in der Bundesliga keine dreistelligen Millionenbeträge an Ablösesummen bezahlen kann.
Den Faden nahm Moderator Andreas Melliwa später nochmal auf und kam auf den Starspieler der Torfabrik Meschede, Peter "Pille" Bartsch, und etwaige Parallelen zu Cristiano Ronaldo zu sprechen. Der Trainer bekundete, wie stolz er sei, einen Mann wie Pille in seinem Team zu haben. Der stehe seit 25 Jahren jeden Montag beim Training, habe zwar noch nie ein Ligator geschossen, sei aber unverzichtbar und ein Musterbeispiel für Vereinstreue und Fußballleidenschaft. Kein Fan müsse Angst haben, dass er jemals den Verein wechseln werde. Der Trainer berichtete dabei auch von einem Gehaltsvergleich, den er spaßeshalber mal angestellt hatte und rechnete ihn der Runde vor. Ausgehend von Cristiano Ronaldos Jahresverdienst bei Al-Nassr - ohne Berücksichtigung seiner in Briefkastenfirmen durchgewaschenen Werbeeinnahmen - lässt sich unter Annahme von Pilles Stundenlohn als Beschäftiger der Caritas-Werkstatt in Höhe von 1,46 Euro festhalten: Pille müsste sein ganzes Berufsleben lang arbeiten, um das zu verdienen, was Herr Ronaldo in nur 1 Stunde bekommt. Oder anders: Pille müsste 74.074 Jahre zur Arbeit gehen, um 1x das Jahresgehalt von Herrn Ronaldo zu verdienen.
Es ist davon auszugehen, dass Bernd Neuendorf diese - mehr oder weniger geschickt verpackte - Kritik an den Umtrieben des modernen Fußballs zur Kenntnis genommen hat. Und auch der Bundestagsabgeordnete wird die Forderung nach einer würdigen Bezahlung von Menschen mit Behinderungen in ihren Werkstätten herausgehört haben. Selbstredend brachte der Coach Pille Bartsch bei dieser Gelegenheit dann aber auch noch für einen Startplatz in der Nationalmannschaft und als Hoffnungsträger für die anstehende Europameisterschaft ins Gespräch. "Schöne Grüße an Nagelsmann: ob sich der Musiala da 20 Mal festläuft oder ob Pille vorne drin steht, ist ja wohl ziemlich egal", begründete der Trainer seine Forderung. "Ich werde es ihm ausrichten", versprach der DFB-Präsident.
Morgens griffen die Torfabrikanten beim traditionsreichen Hallenmasters in Lippstadt die Spitzenplätze an, nachmittags verteidigten sie beim Heimspiel in Meschede gemeinsam mit tausend anderen Leuten die Demokratie. Ein guter Tag!
Perfekt im Zeitplan fuhr die Mannschaft am Bahnhof vor: da warteten schon über 1.000 Meschederinnen und Mescheder, ausgestattet mit Plakaten und Transparenten. So stellt sich eine Fußballmannschaft ihren Empfang bei der Heimkehr von einem erfolgreichen Wettkampf vor!!! Mit dem Pokal unterm Arm wurde die Demo vom "Mescheder Bündnis für Demokratie und Solidarität" kurzerhand zur torfabrikalischen Siegesparade umfunktioniert. Bereits zum zweiten Mal binnen weniger Tage traf man sich, um gemeinsam gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu demonstrieren. Ehrensache, dass auch unsere Mannschaft dabei war. Seit einem Vierteljahrhundert schon ist die Torfabrik Meschede eine eingesprungene Fluggrätsche gegen Ausgrenzung und Vorurteile - mit 25 Metern Anlauf und hüfthoch ausgeführt.
Doch zum Sportlichen: am Morgen war man in der Mauritzhalle in Wadersloh zu Gast, wo die WfB Lippstadt alljährlich ihr hochkarätig besetztes Hallenturnier veranstaltete. Zu diesem Anlass stellte das Trainerteam eine topmotivierte Mannschaft aus alten Recken und ehrgeizigen Talenten zusammen. Rechtzeitig von einer Schulterverletzung genesen bestritt Starspieler Pille Bartsch seinen ersten Wettkampfeinsatz des Jahres. Pille war hochmotiviert und zeigte eine starke Laufleistung. Nur ein Treffer blieb ihm bei seiner Rückkehr leider mal wieder versagt. Angeführt wurden die Torfabrikanten von Altmeister Matthias Willmes als Kapitän. Im Sturm wurde Benny "The Wolf" Wulf platziert, dahinter rannte sich Björn Franke die Lunge aus dem Leib. Als Abwehrchef bot man "Leuchtturm" Kevin Fosu auf, der die Bälle stets magnetisch anzieht und notfalls auch eine Kiste Cola aus dem Strafraum köpfen würde.
Da im Tor "Doktor" Tim Schröder ausfiel, nahm Yuki Leitner dessen Position zwischen den Pfosten ein, dafür rückte kurzfristig noch Terry Niedermeier in den Kader. Yuki und Terry, beide wurden die Garanten für den Erfolg. Obwohl in der Abwehr aufgeboten, erzielte Terry sämtliche Treffer seines Teams, allesamt durch wuchtige Fernschüsse. Im Tor erwies sich Yuki Leitner als Glücksgriff, der seiner Mannschaft mehrmals in entscheidenen Spielphasen die Punkte sicherte und tolle Paraden zeigte. Darüberhinaus setzte man auf weibliche Attribute wie Kampfkraft und Härte: mit der spielstarken Lena Seemann wurde die rechte Außenbahn bestückt, während Kimberly Böse jedem Ball hinterherging und sich mutig in die Zweikämpfe schmiss. Kimberlys erster Einsatz nach einjähriger Verletzungspause darf getrost als das große Comeback des Tages betrachtet werden. Mit der dritten Frau im Bunde bot man in der Abwehr die kompromisslose Carina Brand auf, die keine Gefangenen machte und alles wegverteidigte, was an Angriffswellen auf die Defensive der Torfabrik zurollte.
Am Ende war es äußerst knapp und die Torfabrik verpasste den Platz auf dem Treppchen nur um Haaresbreite. Trotzdem ist ein 4.Platz im Gesamtklassement aller Ehren wert und mehr als man sich im Vorfeld ausgerechnet hatte. Zwei Siege, drei Unentschieden und nur eine einzige Niederlage gegen den späteren Turniersieger Lüdenscheid sind eine ausgezeichnete Bilanz. Besonders aber die Art und Weise wie die Mannschaft spielte, kämpfte und auch abseits des Platzes harmonierte stand über jeder sportlichen Platzierung. Nach der Siegerehrung sputete man sich, um rechtzeitig zum Beginn der "Siegesparade" wieder in Meschede zu sein. Ein Umzug mit Pokal und über tausend Leuten - ein Fußballtraum ist wahr geworden! Von einem undankbaren vierten Platz kann da nun wirklich keine Rede sein.
Die Ergebnisse
Torfabrik Meschede - Karthaus Kicker Dülmen 1:1
Torfabrik Meschede - Herforder Werkstätten 1:0
Torfabrik Meschede - Don-Bosco-Schule Lippstadt 2:1
Torfabrik Meschede - WfB Lippstadt (1) 1:1
Torfabrik Meschede - WfB Lippstadt (2) 0:0
Torfabrik Meschede - ISG Lüdenscheid 0:2
Mit einem Derbysieg startet die Torfabrik Meschede ins neue Jahr und gewinnt das erste Duell mit der neugegründeten Mannschaft vom TuS Sundern mit 4:2. Neben Ruhm und Ehre gab es beim 1.Röhrtal Charity Cup auch ein Wiedersehen mit einigen ehemaligen Spielern.
Die Premiere des Röhrtal Charity Cups vom TuS 1886 Sundern kann man getrost als überragenden Erfolg bezeichnen: fünf Tage lang Fußball total, rund 1.600 aktive Fußballerinnen und Fußballer und das erste Turnier im Hochsauerlandkreis, das auf einem Kunstrasen stattfand. Neben der Mühe, die man sich beim TuS Sundern damit machte (allein das Verlegen des Kunstrasens dauerte drei Tage), überzeugte der Röhrtal Charity Cup auch mit seinem Wohltätigkeitsgedanken. Satte 10.000 Euro wurden an Preisgeldern bzw. Spenden für caritative Zwecke eingesammelt und verteilt.
Eine begeisterte Tribüne, fairer Fußball, große Emotionen und über all dem stand das Motto „Für Toleranz – Gegen Rassismus“. Keine Frage also, dass die Torfabrik die Einladung zu einem Einlagespiel sofort annahm. Auch wenn das Spiel nur zweimal 10 Minuten dauerte, durfte man sich diese Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen und so gehörte den Kickern der Torfabrik und des TuS Sundern III vor gut gefüllten Zuschauerrängen die ganz große Bühne. Wer nicht dabei sein konnte, genoss den formidablen Service, sich das Match via Livestream im Internet anschauen zu können.
Natürlich war man auf Seiten der Torfabrikanten gewarnt: mit Basti Bach, Tim Sölken, Jan van Horn und Steven Schulz standen gleich vier ehemalige Spieler im gegnerischen Team, um deren Qualität und Stärken man nur allzu gut wusste. Ungewöhnlich dabei: die Torfabrik hat die Wechsel ihrer verdienten Spieler selbst lanciert. Die genannten Strategen wohnen mittlerweile in Sundern und da ist es sicherlich besser und einfacher, wenn sie vor Ort spielen können, als jede Woche zum Fußballspielen bis nach Meschede gurken zu müssen. Auch wenn der Verlust dieser besonderen Spielertypen natürlich schwer wiegt. Zu diesem Kreis gehört eigentlich auch Wirbelwind Lena Seemann, die sich aber - zur Freude der Torfabrikanten und ihrer Fans – in diesem Match doch nochmal das schwarz-rote Trikot überstreifte. Dass sich der TuS und die Torfabrik mit Lena sogar eine Spielerin „teilen“, ist dabei ein Zeichen für das gute Verhältnis beider Teams. Andererseits ist es aber auch der Beleg dafür, dass in der Brust von manchen Aktiven durchaus auch zwei Fußballerherzen schlagen können und dürfen. Mit dem TuS Sundern und seinen Verantwortlichen hat sich im vergangenen Jahr vielmehr ein reger und wertschätzender Austausch entwickelt. Insofern war es im Vorfeld dieses ersten Aufeinandertreffens vonnöten, einige humorige „Giftpfeile“ von Sundern nach Meschede und zurück zu schießen, um die notwendige Derbystimmung anzuwürzen.
Nun zum Spiel: Kompakt stehen und eiskalt die notwendigen Nadelstiche setzen, lautete die Devise der Torfabrik, die voll aufging. Die Mannschaft legte los wie die Feuerwehr. Bereits in der 1.Spielminute gelang Kevin Edeler der Führungstreffer. Auch das 2:0 ließ nicht lange auf sich warten und wurde ebenfalls von Kevin geknipst. Nach einem eher halbherzigen Klärungsversuch gelang dem TuS noch vor der Halbzeitpause der verdiente Anschlusstreffer. Der einsetzende Jubelsturm auf der Tribüne machte deutlich, dass logischerweise und besonders dem TuS III die Sympathien der Zuschauer gehörten. So spielte man in der zweiten Halbzeit nicht nur gegen einen hochmotivierten Derbygegner, sondern auch gegen die Mehrheit der Fans, was weiterhin Spannung versprach.
Nach der Pause und einigen munteren Wechselspielchen schlug dann die große Stunde von Johnny Eblenkamp, der das 3:1 und das 4:1 für seine Farben erzielte. Damit war der Käse gegessen, auch wenn Ex-Torfabrikant Timmy Sölken in der letzten Spielminute gewohnt schlitzohrig noch auf 4:2 verkürzen konnte und dies zur Begeisterung der Tribüne mit einer einstudierten Jubelchoreographie abfeierte. Erwähnt sei, dass der Sieg der Torfabrik noch höher hätte ausfallen können. Allerdings wurde nicht mehr jeder Angriff mit der letzten Konsequenz ausgespielt. Oder man scheiterte an den sensationellen Paraden des TuS-Keepers, der denkbar spektakulär und wagemutig ein halbes Dutzend hundertprozentiger Chancen zunichtemachte.
Würdiger hätte die Premiere dieses neuen Sauerlandderbys nicht sein können und beide Clubs freuen sich schon jetzt auf die Fortsetzung. Die ist bereits terminiert. Am 30.Mai 2024 treten beide Teams erneut gegeneinander an – und dann wird’s nochmal eine Nummer größer! In Oeventrop bestreiten die Torfabrik und der TuS Sundern das Vorspiel zum Benefizmatch der Traditionsmannschaften von Borussia Dortmund und Schalke 04. Mit 2.500 verkauften Eintrittskarten ist die Kampfbahn schon nach wenigen Tagen restlos ausverkauft gewesen.
Der Kader der Torfabrik: Pat Franke (Tor), Yuki Leitner (Tor), Daniel Pilgram, Lars Klauke, Carina Brand, Lena Seemann, Björn Franke, Peter Mevi, Arak Reimann, Kevin Edeler, Johnny Eblenkamp, Terry Niedermeier
Warum gehen die Leute zum Fußball? Weil sie nicht wissen, wie es ausgeht. Was aber dabei rauskommen würde, wenn man 28 Spielerinnen und Spieler der Torfabrik Meschede gegen die U17-Damenmannschaft des SV 20 Brilon ins Rennen schickt, war - unabhängig vom Ergebnis - bereits im Vorfeld klar: ein Riesenspektakel mit vielen Toren.
"Inklusion einfach einfach machen", lautet das Credo der Torfabrik. Zwei Tore, ein Ball und dann lass gehen, Kapelle! Dabei stand der Torfabrik Meschede zum Abschluss ihres Jubiläumsjahres ein ziemlich ungleiches Duell ins Haus. Auch wenn bei der Torfabrik das Zusammenspiel von Männern und Frauen seit jeher vollkommen selbstverständlich ist, hatte dieses Match gleich mehrere Unbekannte. Denn für die B-Juniorinnen des SV 20 Brilon war es das erste Spiel überhaupt, das sie gegen eine andere Mannschaft absolvierten. Und dann ging's gleich gegen unsere wilde Bande. Die 16 Spielerinnen hatten dabei nicht nur mächtig Bock auf Fußball, sondern brachten auch die notwendige Portion Offenheit und Stimmung mit.
Im Juni lud der SV Brilon zu einem ersten Training ein, seit August spielt das Team erst regelmäßig zusammen. Eine Anmeldung für den regulären Ligabetrieb soll alsbald erfolgen. SVB-Coach Finn Brandt, Landesligaspieler in der Ersten und allererster Bundesfreiwilliger seines Vereins, leistet dabei also gleich in mehrfacher Hinsicht Pionierdienste. Gemeinsam mit Torfabrik-Trainer und Taktikfuchs Felix Willmes wurde die Idee zu diesem Spiel ausgeheckt und umgesetzt. Dabei waren die Torfabrikanten gewarnt, die Gegnerinnen nicht zu unterschätzen. In einem baugleichen Spiel gegen die C-Juniorinnen der Wildsau-Elf vom FC Remblinghausen setzte es im Februar noch eine epische 3:18-Niederlage. Eine solche Schmach galt es zum Abschluss der Feierlichkleiten zum 25-jährigen Bestehen unbedingt zu vermeiden.
Der Unterschied lag vor allem darin, dass man diesmal den kompletten A-Kader zum Einsatz brachte und Coach Willmes mit seinem taktischen Zauberstab eine gut abgestimmte Mischung mit den Fußballhelden des B-Kaders anrührte. Nach einer längeren Phase des sportlichen Abtastens wurde der Torreigen eröffnet. Eine Stunde lang ging es hoch und runter. Mit Taktiktafel und glücklichem Händchen coachte Felix seine Torfabrikanten zu einem umjubelten 6:2-Sieg. Nach den relativ düsteren Auftritten, die man zuletzt im Ligabetrieb des Behindertensportverbandes hinlegte, gab's dank flottem und gutem Zusammenspiel diesmal einen sportlichen Lichtblick und zufriedene Gesichter bei Mannschaft und Trainerteam.
Dem analytischen Betrachter konnte dabei nicht entgehen, dass dieser Sieg jedoch um einige Tore zu hoch ausfiel. Denn die besseren Chancen hatten zweifellos die Damen des SV Brilon. Eine Großchance nach der anderen spielte sich der SVB heraus. Rund zwei Dutzend gute Einschussgelegenheiten wurden verballert oder von den blendend aufgelegten Torleuten Tim Schröder, Junes Beule, Yuki Leitner und Pat Franke zunichte gemacht. Aber auch der Rest der Torfabrikanten sah diesmal gut aus, was nicht zuletzt am neuen Torfabrik-Fanshirt lag, das live und in Farbe von der Mannschaft präsentiert wurde.
Die Begrüßung und Verabschiedung der Gegnerinnen übernahm Torschütze und Kapitän Matthias Willmes, der nicht nur - ganz old school - einen Freundschaftswimpel an die Amtskollegin aus Brilon überreichte, sondern als wahrer Gentleman-Kicker auch noch einen Handkuss obendrauf legte. Im Anschluss ließen beide Teams das Spiel bei einem kühlen Getränk nochmals Revue passieren. Besonders erfreulich war auch, dass zahlreiche Schlachtenbummler beider Mannschaften ordentlich Stimmung unterm Hallendach machten und diesem Spiel einen absolut würdigen Rahmen verliehen.
Die Versorgung der Spielerinnen, Spieler und Fans mit Getränken und der Umstand, dass wir zwei, drei verdienten Fans, die wenig im Geldbeutel haben, noch ein Fanshirt als vorweihnachtliche Überraschung schenken konnten, verdanken wir übrigens der Firma SGSAqua aus Siedlinghausen, die uns mit einer Spende unterstützt und mitgeholfen hat, dieses Event möglich zu machen.
Lobeshymnen und Lorbeerkränze erhielt die Torfabrik Meschede in diesem Jahr en masse. Sportlich hingegen lief es für das A-Team in der Regionalliga 3 Westfalen jedoch maximal mies. Da
sich die Presseabteilung zu keiner fundierten und wohlwollenden Sportberichterstattung in der Lage sieht, folgt deshalb ausnahmsweise ein Selbsterfahrungsbericht des Trainers.
"Ein Samstagmorgen im November, 6:00 Uhr, der Wecker klingelt. Während sich der durchschnittliche Werktätige an seinem freien Tag noch dreimal rumdreht, raus aus den Federn. Selbstmitleid, zwei Kippen, zwei Kaffee, Klamotten ins Auto, Frau und Kindern auf einem Zettel noch schnell einen schönen Tag gewünscht und dann ab zum Treffpunkt.
Da stehen schon 15 Leute mit bester Laune, Gespräche in der Lautstärke einer startenden F16, erste Schlachtgesänge werden gegrölt. Ruhe einfordern. Der Spielmacher und Hoffnungsträger nicht erschienen, dafür aber zwei andere, die gar nicht eingeplant waren. Einer kommt zu spät. Egal. Die Mannschaft in zwei Bullis mit je 8 Sitzplätzen stopfen. Vor dem einen Bulli sammeln sich 11 Leute, vor dem anderen nur 4. Passt nicht, neu sortieren. Zehn Minuten später dann Abfahrt.
Eineinhalb Stunden über die Käffer ins sauerländische Outback nach Lüdenscheid gurken. In Visbeck meldet sich die Tankanzeige. Den ausgeliehenen Bulli des Kooperationspartners auf private Kosten betanken. Während der Fahrt reichlich Infos aus dem Liebesleben der Spieler und andere Geschichten aus dem Paulaner-Garten. Kritik bezüglich der Fahrtstrecke. Sorry, Rahmetalbrücke ist gesprengt. Oder soll ich mit dem Caritas-Bulli da jetzt wie Colt Seavers drüberspringen, frage ich.
Die Mannschaft ist gut gelaunt. Beim Warmlaufen machen die Ersten schlapp. Erstes Spiel, eine Minute vor Schluss steht es gegen den Tabellenzweiten noch 0:0. Ich brülle: 'Hellwach sein, Leute, hellwach!' Statt den Ball wegzudreschen, folgt ein unmotivierter Querpass durch den eigenen Strafraum direkt zum Gegner. 0:1, Abpfiff, Achselzucken bei der Mannschaft, Verzweiflung im Trainerteam.
Flammender Appell vor dem nächsten Spiel. Jetzt gelte es, 'mal die Eier auszupacken'. Gekicher zwar, aber keine Wirkung. Zwei Fernschüsse, zwei Gegentore. 0:2 gegen Lüdenscheid. Nix läuft zusammen. Pässe über zwei Meter kommen nicht an oder verhungern unterwegs. Rechts steht einer frei, Hoffnung. Der Ball wird nach links ins Aus gespielt. Es ist grausam. Im dritten Spiel dann die allererste Torchance. Der Ball geht 5 Meter am 2 Meter breiten Tor vorbei. 0:2 gegen Minden. Das nächste Spiel wird 2:0 gewonnen. Allerdings nur, weil der Gegner aus Ledde nicht angereist ist. Mittlerweile setzen bei 6 Grad Sturm und Nieselregen ein, ich friere wie ein Schneider.
Beim 1:4 gegen Lippstadt versuchen wir's mit einer neuen Aufstellung. Die Außenverteidiger verwechseln Rechts und Links. Korrekturbedarf. Zumindest fällt das erste und einzige Tor des Tages. Ich sehe es nicht, weil ich mir gerade einen Kaffee hole. Im letzten Spiel geht's gegen Langenhorst. Die haben bisher auch alles verloren. Wir rechnen uns Chancen auf einen Sieg und ein versöhnliches Saisonende aus. Der Gegner hat exakt 1 Auswechselspieler, wir haben 8. Wir verlieren mit 0:1.
Siegerehrung. Als Staffelleiter zuvor westfalenweit Saison und Termine koordiniert, Spielpläne gestaltet, Infos und Formulare versandt und über unseren Sponsor - Zahntechnik Stappert - sogar noch Pokale für alle organisiert. Kraft des mir verliehenen Amtes darf ich die Pokale überreichen. Den ersten Pokal bekommt meine eigene Mannschaft. Sie ist Letzter, freut sich aber trotzdem. Lüdenscheid wird knapp vor Dülmen zum Meister gekürt.
Auf der Rückfahrt dann Stau in ganz Lüdenscheid, strömender Regen, Windböen und Aquaplaning auf der Autobahn. Die Scheiben sind beschlagen, es riecht nach nassem Hund. Vielleicht ist es aber auch schon ein Wolf. Trotz Niederlagenserie ist die Stimmung blendend. Bundesligakonferenz im Radio, Schlachtgesänge. All das versuche ich auszublenden, hochkonzentriert manövriere ich die Mannschaft sicher zurück nach Hause.
Warum mache ich das eigentlich, habe ich mich während des nunmehr 10-stündigen Einsatzes mehrfach gefragt. Als wir die Abfahrt Meschede nehmen, sagt ein Spieler, der noch nicht so lange dabei ist: "Ich war heute echt nicht gut. Aber durch die Torfabrik habe ich so viele neue Freunde gefunden, das ist einfach geil."
Wir fahren stadteinwärts und ich fühle, wie mir ein mildes Lächeln in das gestresste Antlitz fährt. Mein Ärger verfliegt. Ich kann nicht anders, als diese Mannschaft zu lieben, stelle ich fest. Ich weiß genau, dass ich auch mit diesem Scheißtag meinen Frieden machen werde. Während ich das Equipment umlade, haben sich drei Viertel der Mannschaft schon grußlos in alle Himmelsrichtungen verzogen. Ich stehe alleine im Regen. Stille.
Wieder zuhause angekommen freue ich mich auf das Spiel des BVB gegen die Bayern. Beim Stand von 0:2 schlafe ich nach 10 Minuten erschöpft auf dem Sofa ein. Kurz wachwerden, als sich die Familie von mir verabschiedet. Da steht es 0:4. Ich schlafe weiter. Nachts um 3 Uhr werde ich wach. Habe geträumt, ich wäre als Gefangener in Nordkorea und hätte einen Termin bei Kim Jong-Un. Dann fange ich an diesen Bericht zu schreiben."
Der zweite Spieltag der Regionalliga 3 Westfalen war ein Wechselbad der Gefühle. Zwei Siege und vier Niederlagen lautet die durchwachsene Bilanz unseres Betriebsausflug nach Minden. Das Positive: der 5.Tabellenplatz konnte gehalten werden und man kämpfte den Tabellenführer mit 1:0 nieder.
Torfabrik Meschede vs. ISG Lüdenscheid 0:3
Direkt im ersten Spiel traf man im Sauerland-Derby auf den befreundeten Erzrivalen aus Lüdenscheid, der sich bereits am ersten Spieltag mit einer runderneuerten und bärenstarken Mannschaft präsentierte. Trotzdem war "Attacke" angesagt. Frühes Stören und hohes Anlaufen wurde verordnet und führte zu drei blitzsauberen Kontern des Gegners und einer deutlichen 0:3-Niederlage. Falsche Taktik.
Torfabrik Meschede vs. Lebenshilfe Minden 0:3
Auch im zweiten Spiel gegen den Gastgeber aus Minden hagelte es ein baugleiches 0:3. Die Abwehr ließ sich überrennen und war nicht auf Zack, gute Szenen vor des Gegners Tor wurden leichtfertig vertändelt. immer wieder lief sich die Sturmabteilung fest, viel Stückwerk, wenig Zusammenspiel, keine Doppelpässe und kaum Torabschlüsse. Den Keepern Pat Franke und Yuki Leitner war es zu verdanken, dass es nicht noch schlimmer kam. Lange Gesichter in schwarz-roten Trikots.
Torfabrik Meschede vs. WfB Lippstadt 2:0
Im dritten Spiel hatte man sich gegen Lippstadt wieder aufgerappelt und Vieles lief plötzlich besser. Aus 20 Metern schnippelte Halli Hallmann, der "Maradonna aus Sellinghausen", den Ball zum 1:0 in den Winkel des Lippstädter Tores. Was für eine traumhafte Bude! Jungtalent Kevin Edeler setzte kurz darauf mit einem Gewaltschuss den 2:0-Doppelschlag. Kevins erstes offizielles Ligator im Torfabrik-Dress wurde da natürlich richtig abgefeiert. Das Spiel wurde letztlich souverän nach Hause geschaukelt, so dass auch unsere Backups aus der B-Mannschaft, Pille Bartsch und Carina Brand, zu ihren Einsätzen kamen und mithalfen, erfolgreich den Sieg und die Null zu sichern.
Torfabrik Meschede vs. Ledder Werkstätten 0:2
Ein 0:2 gegen die Ledder Werkstätten war definitiv nicht eingeplant und bedeute das Schmelzen des bis dato vorhandenen Punktepolsters auf den Gegner aus dem Tecklenburger Land. Wie schon in den ersten beiden Spielen lief wenig bis nichts zusammen. Zu wenig zwingende Aktionen, viele Larifari-Pässe die auf halbem Wege im Rasen stecken blieben. Von Mut und Leidenschaft war wenig zu sehen. Ein farbloser Auftritt. Nichts kommt von selbst und was an der Playstation klappt, funktioniert auf dem echten Rasen meist selten.
Torfabrik Meschede - Karthaus Kicker Dülmen 1:0
Was dann gegen den Spitzenreiter aus Dülmen geschah, war darum weitestgehend erstaunlich. Vielleicht lag es daran, dass das Trainerteam einigen potentiellen Topsspielern mal gehörig den Kopf gewaschen hatte. Lange hielt man mit viel Einsatz ein 0:0 und zeigte eine kämpferisch tadellose Leistung. Man spielte mutiger und mit mehr Einsatz. Dann stellte sich auch das Matchglück ein. Arak Reimann, der aus dem Tor in den Sturm beordert wurde, traf mit einem gewaltigen Strahl in die gegnerischen Maschen. In den verbleibenden Spielminuten hielt die eigene Abwehr dicht und der knappe Sieg gegen den Titelkandidaten konnte diszipliniert verteidigt werden.
Torfabrik Meschede - Caritas Werkstätten Langenhorst 0:1
Es geht doch noch, dachte man da und wunderte sich erneut. Über die folgende Niederlage im letzten Spiel gegen Langenhorst, in dem schon wieder wenig bis nix zusammenlief. Kam man mal vor des Gegners Tor, wurde angefangen zu fuckeln statt die einfachen Lösungen oder den Abschluss zu suchen. Der direkte Konkurrent um einen gesicherten Mittelfeldplatz setzte sich am Ende knapp, aber verdient mit 1:0 durch. Vier Niederlagen, zwei Siege, die Mannschaften sind in der Tabelle näher zusammengerückt.
Das Fazit lautet: Die Trauben hängen doch ganz schön hoch und die Torfabrikanten müssen sich mächtig strecken, um den angestrebten sicheren Mittelfeldplatz zu erreichen. Besonders müssen Kurzpassspiel, Laufbereitschaft und Handlungsschnelligkeit wieder zurück auf den Platz. Sonst könnte es am letzten Spieltag in Lüdenscheid (Samstag, 04.November) zu einem bösen Erwachen am Tabellenende kommen. Trotz dieser sportlichen Achterbahnfahrt waren aber letztlich alle mit sich und einem schönen Ausflug nach Ostwestfalen zufrieden. Die gute Laune ließen sich die Torfabrikanten von der durchwachsenen Bilanz nämlich nicht verderben - und auch das ist stets eine wertvolle Mannschaftsleistung. Es kann nicht immer nur bergauf gehen und damit muss man dann halt auch mal ein, zwei Spielzeiten lang klarkommen.
Die Torfabrik Meschede schließt die Saison in der Freundschaftsrunde Westfalen mit der Vizemeisterschaft ab. Ein toller Erfolg in einem wunderbaren Saisonfinale, das fast keinen Makel
hatte. Außer vielleicht, dass Pille Bartsch auch nach 22 Jahren immer noch ohne Treffer ist. Zwar standen die Sterne gut, doch seine eisenharte Gegenspielerin Vanessa hatte nichts zu verschenken.
Hier unser Bericht über ein schönes Fußballfest, knapp verpasste Chancen, Tore im John-Travolta-Stil und das größte Comeback seit Jesus Christus.
Die Sportanlage auf dem Mescheder Dünnefeld und strahlender Sonnenschein an einem spätsommerlichen Septembermorgen boten den perfekten Rahmen für das Saisonfinale der Freundschaftsrunde Westfalen. Auf dem Platz standen neben den Lokalmatadoren der Torfabrik Meschede auch die Herforder Werkstätten, die WfB Lippstadt und der Wertkreis Gütersloh. Die Caritas Langenhorst musste kurzfristig absagen, so dass jede Mannschaft drei Spiele zu absolvieren hatte.
Die Partien wurden allesamt von Schiedsrichter Stefan Schau geleitet. Stefan war bis zum Jahresbeginn Torhüter und Kapitän der Torfabrik, ehe eine Schulterverletzung sein Karriereende erzwang. Seine Rückkehr auf den Rasen beging er nun erstmals in Schiedsrichtermontur. Stefan machte seine Sache hervorragend. Eine gelbe Karte wegen Haltens und ein zu pfeifender Handelfmeter zeugen von einer aufmerksamen und souveränen Schiedsrichterleistung, aber auch von einem durchweg fairen Fußballfest.
Torfabrik Meschede – Wertkreis Gütersloh 0:1
Im Auftaktmatch ging es direkt gegen den Tabellenführer aus Gütersloh, der ohne Punktverlust einsam an der Tabellenspitze kreisend quasi schon als Meister feststand. Wie schon im Hinspiel ging die Partie mit 0:1 verloren. Auch diesmal hätte das nicht sein müssen. Zwar wurde das eigene Tor stark belagert, trotzdem kam man selbst zu einigen guten Einschussmöglichkeiten, die allesamt der sensationell aufspielende Keeper der Gütersloher zunichtemachte. Ein absoluter Teufelskerl! Für den Wertkreis Gütersloh im Einsatz war ein alter Bekannter: der langjährige Torfabrikant Daniel Bastert lief an alter Wirkungsstätte erstmals für seine neuen Farben auf. Fast auf den Tag genau vor 7 Jahren führte Daniel die Torfabrik an gleicher Stelle noch zum „Wunder vom Dünnefeld“. Sein Comeback feierte der „Fußballgott“, wie Daniel während seiner 10-jährigen Amtszeit als Torfabrik-Kapitän stets gerufen wurde, als umsichtiger und spielstarker Abwehrchef der Gütersloher.
Torfabrik Meschede – Herforder Werkstätten 2:0
Von Beginn an ließen die Torfabrikanten wenig Zweifel aufkommen, wer dieses Spiel gewinnen würde. Frühe Attacke und hohes Anlaufen war ihnen vor der Partie vom Trainerteam verordnet worden. Ein Gewaltschuss von Altmeister Peter „El Tren“ Mevi brachte das 1:0, nachdem dieser sich in unnachahmlicher Manier durch das Mittelfeld durchgetankt hatte und mit einem strammen Schuss dem Herforder Keeper keine Chance ließ. Ein Hauch von „Saturday Night Fever“ lag in der Luft, als der blendend aufgelegte Tim Sölken das 2:0 markierte. Mit dem Rücken zum Tor nahm Timmi den Ball an, drehte sich um den Gegner, machte mit der Hüfte einen spektakulären John-Travolta-Move, ließ den Gegner ins Leere laufen und netzte eiskalt in die lange Ecke zur Vorentscheidung ein.
Torfabrik Meschede – WfB Lippstadt 4:1
Wenn der Gegner bei der Mannschaftsbegrüßung als Gastgeschenk einen hochwertigen Spielball überreicht und sich wünscht, dass dieser doch bitteschön im eigenen Netz landen möge, erscheint das auf den ersten Blick ungewöhnlich. Es ist jedoch ein Beleg für zweierlei Umstände: für das gute Verhältnis zwischen den Torfabrikanten und den Aktiven der WfB Lippstadt und natürlich für die vorherrschende Spannung in der Frage, ob Pille Bartsch in seiner 22.Saison endlich sein erstes Ligator gelingen würde. Pille zeigte sich bereits in den ersten beiden Spielen in Hochform und war brandgefährlich, das Spiel wurde komplett auf ihn zugeschnitten. Selbst der Gegner drückte die Daumen. Die Sterne standen nie besser für Pilles erstes Ligator. Rund um das Spielfeld waren alle bereit für den Platzsturm. Doch dann kam: Vanessa.
Die eisenharte Abwehrspielerin der Lippstädter hatte offensichtlich mal überhaupt gar nichts zu verschenken. Immer wieder vereitelte sie die besten Chancen und warf sich wagemutig in die Schüsse der Torfabrikanten. Vanessa tat das, was eine Abwehrspielerin tun muss: sie verteidigte das Tor ihrer Mannschaft, unbestechlich und mit Leidenschaft. In der Fußballersprache gesprochen: Vanessa war extrem bissig. Im gegnerischen Strafraum war für Pille damit kein Kraut gewachsen, seine Fernschüsse wurden geblockt oder strichen knapp am Tor vorbei. Das Warten auf Pilles erstes Ligator wurde von Vanessa damit unbarmherzig bis in die nächste Saison verlängert.
Die Tore fielen für die Torfabrik trotzdem. Schnelle Tempogegenstöße und satte Schüsse durch Daniel Pilgram und zweimal Peter Mevi führten zum Erfolg. Ein weiteres Tor steuerte Tim Sölken bei, der den guten Keeper der Lippstädter mit einem Drehschuss ins kurze Eck überwinden konnte. Der 4:1-Sieg sorgte letztlich dafür, dass man sich in der Tabelle sogar noch an den Lippstädter vorbeimogeln konnte. Zweiter Tabellenplatz, Vizemeister, wenn man so will. Ein sportlicher Erfolg, auf den die Spielerinnen und Spieler stolz sein dürfen. Ein schönes und faires Fußballfest mit vielen Toren zu feiern, war aber genau so wichtig. Dass das in Meschede immer wieder gelingt und die Torfabrik als guter Gastgeber geschätzt wird, ist ebenso ein Erfolg.
Durch den kurzfristigen Ausfall der Mannschaft aus Langenhorst blieb zeitlich etwas Luft im Spielplan. In einem Elfmeter-Shoot-Out durften sich alle Aktiven nochmals in einem Eins-zu-Eins-Duell mit dem Torhüter einer gegnerischen Mannschaft messen. Spieler ohne Torabschluss hatten hier nochmal die Möglichkeit, ein persönliches Erfolgserlebnis zu kreieren. Herford und Gütersloh traten gegeneinander an sowie die Torfabrikanten gegen ihre Freunde aus Lippstadt. Bei der Torfabrik wechselten sich zwischen den Pfosten die Keeper Junes Beule und „Doktor“ Tim Schröder ab. Insbesondere Junes zeigte einige gigantische Paraden und erntete begeisterten Applaus von der Tribüne. Geschossen wurde zum Spaß, außerhalb jeder Wertung. Dass Pille Bartsch seinen Elfmeter natürlich lässig mit dem Außenrist in den Winkel zirkelte, erscheint dabei selbstverständlich. Als Ligator kann sein Treffer in der Statistik leider nicht gewertet werden. Aber nächste Saison wird’s klappen. Ganz bestimmt.
Durch das nette Sponsoring von Torfabrik-Ultra und Zahntechnikermeister Jan Stappert und seinem zahntechnischen Laboratorium aus Meschede-Enste wurde es möglich, dass alle Mannschaften mit einem Pokal ausgezeichnet werden konnten. Stappert persönlich überreichte die Pokale, mit denen jede Mannschaft jubeln und sich feiern lassen konnte.
Allen, die mitgemacht und mitgeholfen haben, gebührt das dickstes Dankschön der Torfabrik.
Die Spielerinnen und Spieler in der Einzelkritik
Junes Beule (Tor): Spektakuläre Paraden und höchster Einsatz. Löwenherz Junes beeindruckte mal wieder mit seinem großen Willen.
Tim Schröder (Tor): Gewohnt gelassen war Tim der ruhende Pol im Tor. Sehr gute und punktgenaue Abwürfe.
Kevin Fosu: Hat hinten alles weggeräumt und war der Turm in der Schlacht. In der Luft und am Boden kaum zu bezwingen.
Yuki Leitner: Eigentlich etatmäßiger Torhüter überzeugte Yuki als Abwehrbollwerk und setzte spielerische Akzente nach vorne.
Carina Brand: Engagierte Premiere als Abwehrspielerin. Guter Überblick, positionstreu und immer auf Zack.
Basti Bach: Zeigte sein großes Kämpferherz und machte ordentlich Meter. Im Mittelfeld und in der Verteidigung eine absolute Bank.
Peter Mevi: Der Spieler des Spieltags. Auch mit 53 Jahren nicht kleinzukriegen. Führte als Kapitän die Torfabrik an, erzielte als Libero drei brachiale Buden und ist somit unser Spieler des Spieltags.
Peter Lehmann: Umsichtiger Spielgestalter, nahezu fehlerloses Spiel, gute Spieleröffnung, gefährliche Schüsse aus allen Lagen
Lena Seemann: Wirbelte die Gegner ein ums andere Mal durcheinander, mit ordentlich Zug zum Tor, schlug Haken wie ein Hase.
Pille Bartsch: Sendete permanent verbale Störfeuer in Richtung des Gegners. Präsentierte sich topmotiviert. War in seiner 23.Saison nah an seinem 1.Tor dran.
Daniel Pilgram: Gewohnt schnell und laufstark jagte Daniel jedem Ball hinterher. Belohnte sich mit einem Tor gegen Lippstadt.
Tim Sölken: In absoluter Topform, zeigte mit zwei herausragend erzielten Buden, was für ein ausgekochtes Schlitzohr er ist.
Matthias Willmes: Als Vollblutstürmer immer bereit, das Tor zu machen, gutes Positionsspiel im Strafraum des Gegners.
Dustin Becker: Stellte in der gegnerischen Hälfte gut die Räume zu und dirigierte souverän die rollenden Angriffswellen seines Teams.
Es war ein ausgefallener Cocktail, den die Torfabrik Meschede da gut geschüttelt und on the Rocks in der Mescheder Stadthalle servierte: ein öffentliches Livekonzert als geschmackvoller Festakt zum 25-jährigen Bestehen. Die Andreas Diehlmann Band, Mannschaft und Fans präsentierten sich in Topform. Ein rockiger Cocktailabend mit inklusiven Nachwirkungen.
All denen, die wegen der Musik und der Andreas Diehlmann Band gekommen waren, aber natürlich auch ihren Fans, Freunden und Unterstützern, die den Höhepunkt des Jubiläumsjahres zum Feiern nutzten, galt das Willkommen der Torfabrik Meschede. Zur Begrüßung holte der Trainer seine Mannschaft für eine kurze Taktikbesprechung auf die Bühne
"Über nichts lässt sich so vortrefflich streiten wie über Musik und Fußball. Aber nur wenig vermag die Menschen auch so gut zusammenzubringen. Dabei merken wir immer wieder: wenn alle ihre Leidenschaft in den gleichen Topf werfen, man da ordentlich Feuer drunter macht, dreimal umrührt, dann kann man feststellen, dass die Leute eigentlich gar nicht so verschieden sind." Als Torfabrik rede man nicht viel über Inklusion, man mache sie einfach. Kompromisslos zeigte sich der Trainer darum auch in der Auswahl seiner Mittel: "In meinem Trainiervertrag steht nur eine einzige Klausel, die lautet: ich darf auf unseren Veranstaltungen die Musik aussuchen", so der Coach, der sich früh auf die Verpflichtung von "Wunschsspieler" Andreas Diehlmann und Band festgelegt hatte. "Alles nach vorne", lautete somit mal wieder die Devise!
Bei der kurzen Vorstellung der Mannschaft wurden drei Spieler besonders hervorgehoben. Peter Mevi, Pille Bartsch und Matthias Willmes, die von Beginn an und damit schon seit 25 Jahren für die Torfabrik auf dem Platz stehen, kamen zu Wort. "Klar, ich mach' weiter", erteilte Peter einem Karriereende auch mit 53 Jahren eine klare Absage. Auf die Frage, was denn passieren würde, wenn ihm in seiner zweiundzwanzigsten Saison endlich sein erstes Ligator gelänge, verkündete Starspieler Pille Bartsch kurz und knapp: "Dann wird gefeiert!". Das brachte den Saal schon ein erstes Mal zum Kochen.
Stürmerlegende Matthias Willmes und sein Zwillingsbruder Andi begrüßten die anwesenden Gäste und dankten allen Unterstützern, die diesen Abend möglich gemacht hatten. Von der Fußball-AG eines Behindertenwohnheims sei man in 25-Jahren zu einer "eigentlich ganz normalen Fußballmannschaft" geworden, resümierte der Coach. Doch es gehe dabei noch um mehr als nur Fußball: nämlich um Freundschaft, Respekt und gleichberechtigte Teilhabe. Man wisse sich als Teil einer engagierten Mescheder Bürgerschaft und sei stolz darauf, dass auch die Torfabrik mittlerweile zu einer Institution geworden sei, so der Trainer.
"Das Vierteljahrhundert unseres Wirkens und der heutige Abend dürfen gerne auch als Statement für ein offenes Miteinander verstanden werden." Und damit sei auch vollkommen klar, gegen wen und was man sich mit diesem Engagement abgrenze. "Das Menschenrecht auf Inklusion kann man nicht so einfach einkassieren, wie irgendein Teilzeitadolf aus Thüringen das vielleicht gerne hätte", kam der Trainer in Fahrt. Darum sei dieser Abend durchaus auch als Plädoyer für die Vielfalt zu verstehen.
Damit war alles gesagt und die Bühne wurde für die Andreas Diehlmann Band freigegeben. Blues, Rock und Boogie waren angekündigt und Herr Diehlmann uns seine Rhytmusgruppe zeigten sich vom Fleck weg in Höchstform. Das Powertrio aus Kassel hatte die neue Platte "Long Way To Go" im Gespäck und präsentierte seine neuen und alten Songs ebenso energisch wie souverän. Spätestens zum Ende des ersten Sets, das die Band mit "Soulshine" samt gymnastischem Mitmachteil abschloss, lag ihnen der Saal zu Füßen. Als Meister Diehlmann zum Pausentee bat, war der Abend noch lang, jedoch neigte sich der Veltins-Bestand bereits dem Ende zu. Das Trainerteam musste zur Halbzeit also reagieren.
Sofort nahm die Scoutingabteilung die Witterung auf, um Nachschub zu besorgen. Zu diesem Zeitpunkt des Spiels natürlich die einzig richtige Entscheidung. Im zweiten Set der Andreas Diehlmann Band erreichte die Stimmung dann endgültig ihren Siedepunkt. Es wurde gerockt und gegroovt was das Zeug hält. Dem vom Publikum lautstark vorgetragenen Wunsch nach Zugaben kam die Band gerne nach und erfüllte die freundliche Anfrage - stilsicher gekleidet im schwarz-roten Trikot der Torfabrik! Mit dem druckvollen "Just Got Paid" von ZZ Top und der Prince-Nummer "Purple Rain" verabschiedeten sich Gitarrengott Andreas Diehlmann, Bassist Jörg Sebald und Drummer Tom Bonn schließlich von der Bühne und hinterließen ein begeistertes Publikum.
Aus allen Richtungen gab es Schulterklopfer für die Band, deren zahlreiche Fans ebenso beseelt waren, wie jene Torfabrikanten, die bis zum Schluss in der ersten Reihe Gas gegeben hatten. Im Anschluss an das Konzert nahmen sich die drei Musikanten noch viel Zeit für Autogrammwünsche und ein Schwätzchen mit ihren neuen und alten Fans. Zufriedene Konzertbesucher feierten gemeinsam mit dem Torfabrik-Umfeld noch lange weiter. Es dürften rund 250-300 Gäste gewesen sein, über die sich die Torfabrik an diesem Abend im Foyer der Stadthalle freuen durfte. Auch der taktische Kniff des Trainerteams, die Bockwurst direkt neben der Cocktailbar aufzubieten, erwies sich kurz vor Spielende noch als gute Entscheidung und belegte das perfekte Zusammenspiel aller an diesem Abend. Spätestens als sich kurz vor Abpfiff ein Mitglied der "Fairy Ultras", des hartgesottenen Supporterclubs der Torfabrik, noch einen Wurstwasser-Minze-Cocktail genehmigte, war klar, dass dieser Abend noch in die Verlängerung gehen würde. Trainerteam und Fans feierten im Vereinslokal, der "Tröte", noch bis in die frühen Morgenstunden weiter und haben das Ding letztlich abgebrüht nach Hause geschaukelt. Ob sich Wurstwasser mit Minze dauerhaft als Szenegetränk etablieren kann, werden dann die nächsten 25 Jahre zeigen.
Bei allen, die der Torfabrik diesen schönen Abend ermöglicht haben, möchten sich Mannschaft und Vereinsführung bedanken.
Dank und Gruß also an:
Vor der großen Rock'n'Roll-Jubiläumsgala zum 25-jährigen Bestehen der Torfabrik Meschede traf unser Coach nun Bandleader und Mastermind Andreas Diehlmann zum Interview. Ausnahmsweise geht es dabei mal nicht um Fußball, denn davon hat der Gitarrengott "echt keine Ahnung". Dafür spricht der Maestro über die Entstehung sperriger Bandnamen, seine liebsten Konzertbühnen, musikalische Erweckungserlebnisse und wie wichtig ihm die Einbindung des Publikums ist - selbst dann, wenn es nur aus drei Zuschauern bestehen sollte.
Freuen sich auf ihren Auftritt in Meschede am 26-8-23: Bassist Jörg Sebald, Bandleader Andreas Diehlmann und Drummer Tom Bonn
Sechs Studioalben in sechs Jahren plus eine Liveplatte und ein Best-Of-Album, deine Karriere mit der eigenen Band hat ja eher spät begonnen, dafür aber gewaltig. Gab’s da bei dir eine Initialzündung, einen Punkt, wo du gesagt hast: „So, jetzt lege ich richtig los“?
Ja, eigentlich gab es sogar zwei Initialzündungen. Ich habe davor ein paar Jahre in der Tourband der amerikanischen Sängerin Sydney Ellis gespielt. Und als ich da ausgestiegen bin, dachte ich: das kann ich doch auch. Parallel dazu habe ich schon immer in Old-School-Bluesbands gespielt. Und da kommt der zweite Teil der Geschichte: mit einer dieser Bands habe ich bei der Zeitschrift „Blues News“ – die haben immer so eine CD im Heft – angefragt, ob wir mal ein Stück für eine ihrer CDs machen können. Weil meine damaligen Bandkollegen aber nicht so richtig aus dem Kreuz gekommen sind, habe ich dann einen Song zuhause komplett alleine aufgenommen, ihn dahin geschickt und bin, siehe da, bei der Leserwahl unter die Top 3 gekommen. Ich merkte also: Ey, das kommt ja gut an! Dafür bekam man dann im nächsten Heft noch eine halbe Seite, ein Interview und Werbung, aber eigentlich hatte ich ja gar keine richtige Band. Und da war dann klar: jetzt muss ich neu anfangen und daraus ist dann die Andreas Diehlmann Band entstanden.
Gab’s mal die Idee, das Projekt anders zu nennen?
Wir hießen damals „Madison Bluesband“, was ja eigentlich ein cooler Name war. Aber dann ruft da plötzlich irgendein Verrückter an, der sagt: „He, das ist doch mein Name. Habt ihr nicht im Rocklexikon Lüneburg von 1982 nachgelesen, da steht das doch drin.“ Da mussten wir uns anders nennen. Und dann gab es eine unserer legendären Abstimmungen und die Kollegen meinten, man wolle jetzt „The Soulfood Syncopaders“ heißen.
Da hätte man ja ein sprachwissenschaftliches Studium gebraucht, um die Band anzusagen.
Genau, das auch. Aber die Andreas Diehlmann Band ist vor allem daraus entstanden, dass ich echt die Schnauze voll hatte, dass ich ständig als treibende Kraft für die damalige Band Stücke schreiben, alles machen und den Laden zusammenhalten musste und dann war man gerade soweit, dass man durchstarten konnte und es schoss wieder jemand quer, das Ganze ging in die Hose und du fängst wieder von vorne an. Das war der Grund, warum ich das Ding Andreas Diehlmann Band genannt habe. Da ist dann klar: das ist mein Ding, meine Band und ich kann damit machen was ich will.
Ihr seid vom hohen Norden bis in den tiefen Süden auf Tour, von der polnischen Grenze rüber nach Holland und weiter in die Schweiz. Wie viele Konzerte spielt ihr im Jahr und wie viele Kilometer kommen da so zusammen?
In diesem Jahr sind es 45 Auftritte. Insgesamt kommen wir auf ungefähr 17.000 Kilometer. Wir spielen ja vor allem an Wochenenden. Da kommen dann von Freitag bis Sonntag schon mal 1.500 Kilometer zusammen.
Was ich in unserem Gespräch von vornherein ausspare, ist das Thema Fußball. Darüber muss ich mich mit dir ja nicht unterhalten. Was bewegt euch aber, auf dem 25-jährigen Jubiläum einer Behindertenfußballmannschaft zu spielen? Das ist doch für euch ein eher ungewöhnliches Setting.
Ja, das ist wahrscheinlich ein ungewöhnliches Setting, aber du hattest mir in Verbindung mit eurer Anfrage damals eure Torfabrik-Zeitschrift mitgegeben. Ich habe die mit großer Begeisterung von vorne bis hinten durchgelesen und ich fand’s megatoll. Das hat mir richtig Spaß gemacht. Das ganze Projekt gefällt mir supergut. Ich freue mich schon sehr drauf und das wird bestimmt toll.
Was macht für deine Band ein gelungenes Konzert aus, so dass ihr hinterher sagt: „Boah, das war cool“?
Das kommt immer sehr stark auf die Energie an, die das Publikum hat. Wenn das Publikum so richtig dabei und der Platz vor der Bühne sofort voll ist, dann weiß ich: das wird auf jeden Fall ein gutes Konzert. Mittlerweile stelle ich fest, dass es immer mehr Leute gibt, die unsere Songs kennen und mitsingen. Das ist immer ein tolles Gefühl, wenn so eine Energie zwischen Band und Publikum entsteht.
Was war die größte Zuschauerzahl, vor der ihr mal gespielt habt?
Wir sind zweimal bei einer Konzertreihe am Saarbrücker Schloss zu Gast gewesen. Da sind dann immer so ungefähr 1.600 Leute.
Und die geringste Zuschauerzahl?
Das dürften mit der jetzigen Band ungefähr 15 gewesen sein. Mit einer meiner vorherigen Bands habe ich mal vor 3 Zuschauern gespielt. Aber solche Auftritte braucht man als Band auch. Das bringt einen weiter, wenn man vor 15 Leuten genauso viel Gas gibt wie vor 1.600. Doof ist es für den Künstler nur, wenn man merkt, dass es das Publikum überhaupt nicht interessiert, was du da auf der Bühne machst. Aber auch dann musst du als Band funktionieren.
Das Sauerland ist bisher ja eher ein weißer Fleck auf eurer Tourkarte. In Schalksmühle seid ihr bald zum zweiten Mal zu Gast, aber das ist für den Hochsauerländer ja auch eher „Zonenrandgebiet“.
Im nächsten Jahr spielen wir aber auf jeden Fall in der Balver Höhle. Das wird bestimmt richtig cool. Auf diese Location sind wir natürlich schon sehr gespannt und es ist toll, dass wir von den Veranstaltern dazu eingeladen worden sind. Aber es gibt natürlich auch weiße Flecken auf der Karte, weil es da an Clubs und Bühnen in geeigneter Größe mangelt. Oft sind die Bühnen zu klein oder aber zu groß, so dass sich beides für die Veranstalter kaum lohnt.
Hast du eine Lieblings-Konzertbühne?
Das ist schwierig. Vom Publikum her ist es in der "Torburg" in Köln immer mega. Da sind sie immer irre gut drauf und sofort dabei. Allerdings ist die Bühne da winzig klein, so dass wir da zu dritt kaum draufpassen. Hier bei uns in Kassel spielen wir oft im "Theaterstübchen". Tolle Bühne, toller Sound, aber da ist das Publikum manchmal ein bisschen zu brav. Aber so ist der Nordhesse halt.
Wir Sauerländer sind ja bekanntlich die „Brasilianer unter den Westfalen“. Wenn’s was zu feiern gibt, sind wir am Start. Bei euren Konzerten gibt es immer wieder Mitmach-Parts für das Publikum. Wie wichtig ist es dir, das Publikum in eure Songs und die Show miteinzubeziehen?
Das ist uns in der Tat sehr wichtig, weil das die Leute natürlich viel mehr mitnimmt. Mir selbst macht das unheimlich Spaß und ich finde es wichtig, dass die Leute hinterher sagen: das hat Spaß gemacht und ich habe mich gut amüsiert. Wenn man zusammen mit dem Publikum Musik macht, das ist immer ein besonderer Moment. Da wird der Zuschauer ja sozusagen zu einem Bandmitglied und das finde ich – zum Beispiel bei unserem Stück „Soulshine“ – besonders schön.
Gibt es irgendwas, von dem du sagst: da will ich mit meiner Band unbedingt nochmal hin? Ein großes Festival spielen oder aufs Titelblatt vom „Rolling Stone“-Magazin?
Nee, nicht unbedingt. Schön wäre es – und dieses Ziel zu erreichen ist schon schwierig genug - wenn wir kreuz und quer durch Deutschland fahren und überall stehen immer 200 Leute. Das klingt jetzt vielleicht blöd als Ziel, aber das unterschätzen die meisten Leute. Wenn wir irgendwohin auf die Schwäbische Alb fahren und du weißt definitiv, dass diese 200 Leute da sind. Davon sind wir mittlerweile aber auch schon gar nicht mehr so weit entfernt.
Du kannst mittlerweile von deiner Musik leben.
Ich produziere meine Musik in meinem eigenen Studio und organisiere auch den Vertrieb selbst. Früher habe ich noch viel Werbemusik komponiert, war Studiomusiker und Gitarrenlehrer. Heute habe ich vielleicht noch 10 Gitarrenschüler und mit der Zeit hat sich das gewandelt. Den Gitarrenunterricht betreibe ich mittlerweile eher hobbymäßig.
Stammst du aus einer generell musikbegeisterten Familie?
Nee, gar nicht. Ich schlage da vollkommen aus der Art. Mein Großvater vielleicht, der hat eine „singende Säge“ gespielt und das soll wohl ziemlich grausam gewesen sein.
Unlängst schrieb ein Fachblatt über deine Musik, du spielst „den besten Texas Blues, der nicht aus Texas kommt“. Was war dann dein musikalisches Erweckungserlebnis?
Erweckungserlebnisse gab es gleich mehrere. Was natürlich einen großen Einfluss auf mich hatte war ZZ Top, was man ja auch in unserer Musik durchaus hören kann. Aber ein sehr großer Einfluss, der ganz stark in unserer Musik drinsteckt, ist AC/DC. Dieses Straighte, das Geradeaus, kein Firlefanz, das ist so dieses AC/DC-Ding, was wir haben. Das ist eigentlich unser Kern.
Zusammen mit deinem Kumpel Robert Brübach betreibst du den Podcast „Die ADB-Bluesrock Show“, ein Quell der Inspiration für Freunde handgemachter Rockmusik. Da lernt man als Fan Sachen kennen, die man sonst wahrscheinlich nie entdecken würde.
Ja, der Robert ist da echt ein Freak. Der kennt Sachen, das glaubt man nicht. Irgendwelche Bands, die 50 monatliche Hörer auf Spotify haben, aber er kennt die längst, weil er sich von denen schon 1997 in einem New Yorker Plattenladen mal eine CD gekauft hat. Unser Podcast hat ein interessantes Konzept, denn Robert ist vor allem Fan, ein „einfacher Musikkonsument“, der die Musik nicht selber macht und so hat jeder von uns beiden eine ganz andere Sicht auf die Musik, die wir präsentieren.
Wie stehst du generell zu Streaming-Plattformen wie Spotify?
Es kommt immer mal wieder vor, dass wir auf Konzerten Leute treffen, die sagen: „Hey, ich habe eure Musik als Vorschlag bei Spotify bekommen“. Aber das Problem ist, dass das alles so zerfasert. Du hast dann tausend Sachen, aber du bekommst mit nichts eine wirkliche Verbindung. Man sieht das oft am Verhältnis zwischen Hörern und Followern. Da hat irgendein Song vielleicht 100.000 Hörer, der Künstler aber nur 5.000 Follower. Das rauscht dann auf irgendeiner Playlist durch, die Leute finden das auch gut, hören sich aber nicht mehr Material von der Band an. Frag mal ‘nen Fünfzehnjährigen, was er für Musik hört. Dann sagt der: „Spotify“. Es gibt immer weniger Bindungen an einen Künstler oder die Aussage, die ein Künstler hat. Das ist das große Problem. Spotify erzieht junge Leute zu einem generischen Musikgeschmack, der eigentlich gar keiner ist.
Bei welcher Musik schaltest du definitiv ab?
Au, eigentlich bei keiner. Ich höre im Grunde genommen alles. Außer dieser Autotune-Pop mit diesem immergleichen Beat, da wird es für mich schwierig. Als Musiker nehme ich aber oft auch alles gedanklich auseinander. Darum höre ich meist eher schwierigere Musik wie Jazz, aber auch Klassik. Als Studiomusiker habe ich zum Beispiel auch oft die Gitarren auf Schlager draufgespielt. Darum höre ich mir auch durchaus Schlager an, weil ich immer wissen will, wie’s gemacht ist. Es ist bei mir immer eine Mischung aus professionellem Interesse und der Leidenschaft für solche Musik, die ich eigentlich früher schon immer gehört habe.
So lange es die Andreas Diehlmann Band gibt, lautet die beruhigende Botschaft also: Rock’n’Roll will never die!
Genauso ist es.
Die Torfabrik feiert ihr 25-jähriges Bestehen mit einem großen Rock'n'Roll-Galaabend in der Mescheder Stadthalle. Dafür haben wir eine Verpflichtung der absoluten Extraklasse zu vermelden: die großartige ANDREAS DIEHLMANN BAND aus Kassel!
Seit einem Vierteljahrhundert bietet die Torfabrik Meschede fußballbegeisterten Menschen mit Handicaps eine sportliche Heimat. Aus der ehemaligen Fußball-AG eines "Behindertenwohnheims" ist im Laufe der Jahre ein "eigentlich ganz normaler" Fußballverein geworden. Gespielt und gekämpft wird jedoch nicht nur um Punkte und Pokale, sondern vor allem für die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Längst gibt es mit den "Fairy Ultras" einen eigenen Supporters Club, Auswärtsfahrten in vollbesetzten Fanbussen, einen Fanshop auf Bundesliganiveau, Pressekonferenzen, Trainingslager, Partys und Konzerte. All das ist seit einem Vierteljahrhundert ehrenamtlich organisiert, für die Spielerinnen und Spieler kostenlos und auch gerade deshalb irgendwie "unbezahlbar".
Mit Einsatz, Haltung und Humor ist die Torfabrik weit über die Grenzen ihrer Heimatstadt Meschede hinaus zu einer Institution und zum Kultobjekt geworden. Dafür gibt's oft warme Worte und ab und zu auch mal einen Preis als Anerkennung. Aber viel wichtiger als der Erfolg ist: die Torfabrik Meschede bringt immer wieder die unterschiedlichsten Menschen zusammen. Das geht mit Fußball und Musik besonders gut - oder gleich mit beidem. Ihr 25-jähriges Bestehen feiert die Torfabrik darum öffentlich mit einer großen Rock'n'Roll-Jubiläumsgala und mitreißender Livemusik der Extraklasse.
Die ANDREAS DIEHLMANN BAND aus Kassel wird mit ihrer krachenden Mischung aus Blues, Rock und Boogie dafür sorgen, dass garantiert kein Tanzbein still stehenbleibt. Die Band um den Ausnahmegitarristen und Sänger Andreas Diehlmann zählt zu den angesagtesten Acts ihres Genres und hat sich in den letzten Jahren deutschlandweit eine große Fangemeinde erspielt. Sechs Studioalben in sechs Jahren zeugen von der außergewöhnlichen Kreativität des Powertrios, das spätestens mit dem Gewinn des German Blues Award in der Kategorie "Beste Band" den Status als Geheimtipp hinter sich gelassen hat. Zum ersten Mal in Meschede zu Gast wird die ANDREAS DIEHLMANN BAND das Gaspedal ordentlich durchtreten und das Publikum immer wieder in ihre Show einbeziehen.
Davor und danach greift der Trainer tief in seinen Plattenschrank und präsentiert von AC/DC bis ZZ Top die feinsten Filetstücke aus der Geschichte der Rockmusik. Denn auch wenn der Coach schon über die Hälfte seines Lebens unentgeltlich und aus freien Stücken an der Seitenlinie steht, hat er doch eine einzige Bedingung: "In meinem Trainervertrag gibt es nur eine Klausel: ich suche auf unseren Partys die Musik aus!" Wie auf dem Spielfeld ist damit auch auf der Konzertbühne die Richtung vorgegeben - es wird mächtig nach vorne gehen!
Neben der Rockshow der ANDREAS DIEHLMANN BAND und guter Musik dürfen sich die Gäste auf frisches Veltins und dicke Sauerländer Würstchen freuen. Natürlich gibt es auch alkoholfreie und vegetarische Varianten. Einerseits wird's also - typisch Torfabrik - erwartbar sauerländisch-rustikal, andererseits aber auch stilvoll. In der schicken Lounge-Atmosphäre der Stadthalle mit angrenzender Dachterrasse gibt's Cocktails von Udo's Tiki-Bar und einen schönen Ausblick auf den Sonnenuntergang über den Dächern von Meschede.
Das Besondere an diesem Abend: der Eintritt zum Konzert und zur Party ist kostenlos. (Über eine Spende freuen sich die Torfabrikanten natürlich.) Wer was hat, darf gerne was geben. Wer nix hat, muss nicht zuhause bleiben. Die Stadthalle (im Einkaufszentrum HeRuM, direkt in der mescheder City) ist barrierefrei für alle erreichbar. Es ist also egal, ob man mit der Harley oder dem Rollator kommt. Wir freuen uns auf euch und einen großartigen Abend mit exzellenter Livemusik!
Nach über zweijähriger Vorbereitungszeit war es endlich soweit: Meschede wurde zur "Hosttown". Im Vorfeld der Special Olympics World Games begrüßten wir eine siebenköpfige Sportlerdelegation aus dem afrrikanischen Staat Burundi. Eine spannende Sache.
Von Burundi über Addis Abeba in Äthiopien nach Frankfurt und weiter nach Meschede führte die Sportlerinnen und Sportler ihre lange und anstrengende Reise. In Meschede angekommen stand am Nachmittag erstmal ein Spaziergang am Hennesee an. Ein Willkommen, dass herzlicher nicht hätte sein können. Am zweiten Tag gab's einen offiziellen Empfang im Rathaus und einen kleinen Stadtrundgang. Am Nachmittag kam es zu einem großen inklusiven Sportfest im Dünnefeldstadion, wo man unsere Gäste kennenlernen und gemeinsam Sport treiben konnte. Neben der Planung und der Vorbereitung durfte die Torfabrik während der Hosttown-Tage den Fahrdienst für die Gäste aus Burundi übernehmen und sie auf ihrer Entdeckungsreise durch Meschede begleiten, z.B. bei einer Offroad-Tour mit dem "Bergebus".
Vier aufregende Tage und eine spannende kulturelle Begegnung waren das. "Ein bisschen Offenheit für andere Kulturen hat noch niemanden dümmer gemacht", meinte unser Coach. Zum Abschied gab es neben viel Dankbarkeit und herzlichen Umarmungen im Gegenzug auch unsere Torfabrik-Kappe als kleines Andenken an die gemeinsame Zeit geschenkt bevor unsere neuen Freunde nach Berlin zu den Weltspielen aufbrachen. Als "beautiful town" mit 'ner Menge "beautiful people" wurde Meschede wahrgenommen. Und das dürfte für uns als Hosttown wohl eine glatte Eins mit Sternchen sein. Vielen Dank an alle, die mitgemacht und mitgeholfen haben.
Im 25.Jubiläumsjahr darf natürlich auch ein mehrtägiges Trainingslager nicht fehlen - das Salz in der Suppe des torfabrikalischen Mannschaftslebens. Unser Team war zu Gast in Hattingen im Ruhrgebiet und verbrachte dort ein verlängertes Fußballwochenende, das mächtig Laune machte.
Mit insgesamt 29 Leuten - Spielerinnen und Spieler, Trainerteam und sogar einigen Fans - fiel die Torfabrik im beschaulichen Hattinger Stadtwald ein und besiedelte mit der Willi-Michels-Bildungsstätte das wohl schönste Gruppenhaus im gesamten Ruhrgebiet. Vier Tage war die Torfabrik dort zu Gast, an denen sich wirklich alles um das runde Leder drehte. Bei hochsommerlichen Temperaturen kamen die Torfabrikanten gehörig ins Schwitzen. Trainiert wurde auf der benachbarten Bezirkssportanlage Marxstraße, die uns netterweise von der dort beheimateten SG Welper zur Verfügung gestellt wurde.
Am Ende bewahrheitete sich mal wieder eine bekannte Fußballweisheit: nämlich dass Spiele in der Abwehr gewonnen werden. Das unterlegene Team der Trainer Felix, Pia und Jan rannte an, machte das Spiel und verballerte eine Großchance nach der anderen. Die Siegertruppe um Edelfan Andreas und die Trainer Sebastian und Sebastian verteidigte leidenschaftlich und setzte die entscheidenden Nadelstiche. Mit 6:1 siegte Andreas' Mannschaft und gewann den Convida-Cup 2023. Die Tore erzielten Daniel Pilgram (3), Basti Bach, Terry Niedermeier und Björn Franke bei einem Gegentreffer von Urgestein Matthias Willmes.
Selbstverständlich drehte sich während des viertägigen Betriebsausflugs aber auch abseits des Platzes alles um Fußball. Eiin kniffliges Fußball-Quiz im XXL-Format und ein Rückblick auf die abgelaufene Bundesligasaison durften natürlich auch nicht fehlen. Lange und lustige Abende im Mannschaftskreis sowie das obligatorische Teamgrillen rundeten das Trainingslager ab. Versüßt wurde uns der Aufenthalt nicht nur durch die komfortable Unterbringung, sondern auch durch die Gastfreundschaft von Hausleiter und Torfabrik-Fan Karl-Heinz und das leckere Essen von Chefköchin Anita..
Zu einem handfesten bzw. geruchsintensiven Skandal kam es in der Finalrunde des sich über mehrere Tage hinziehenden Kickerturniers. Aufgrund schwerer Flatulenzen und eines kapitalen Koffers, den jemand im Kickerraum abgestellt hatte, musste die Arena kurzzeitig geräumt und die Finalrunde für gut 15 Minuten unterbrochen werden. Ein Novum in der Fußballgeschichte. Nach ausgiebigem Stoßlüften konnte das Turnier zuende gepielt werden. Im spannenden Finale siegte das Doppel Terry Niedermeier und Pille Bartsch gegen Trainer Felix und Trainertochter Karla. Die Erstplatzierten gewannen einen 10-Euro-Gutschein vom Eiscafé Cortina, die Zweitplatzierten erhielten immerhin noch einen 5-Euro-Gutschein. Die übrigen Teams durften sich über kleine Give-Aways vom Mescheder Stadtmarketing freuen.
Einen besonderen Dank möchten wir noch unseren Unterstützern und Sponsoren sagen, die die Teilnahme für einige Leute möglich gemacht haben, die sich diese sonst nicht hätten leisten können. Welchen Freude Ihr unseren Spielerinnen und Spielern damit bereitet habt, zeigt gewiss die untenstehende Fotogalerie. Von Herzen: Danke!
Übrigens: eine Auflistung aller bisher stattgefunden Trainingslager findet Ihr hier.
Ein absoluter Höhepunkt im Mannschaftsleben der Torfabrik Meschede: unser jährlicher Segeltörn auf dem Ijsselmeer.
Auch in diesem Jahr nahmen wieder einige Spieler der Torfabrik an einem Segeltörn teil. Alwin, Benny, Björn, Fabian und Tim stellten sich der spannenden Aufgabe, den stolzen Zweimastklipper "Rea-Klif" über das Ijsselmeer zu segeln. Eine tolle Teambuildingmaßnahme, die unsere fußballspielenden Seemänner von Enkhuizen über Hoorn und Muiden auch nach Volendam führte. Ehrensache war da natürlich ein kleiner Stadionbesuch beim Erstligisten FC Volendam.
Unsere Freunde vom TuS 1886 Sundern gründen eine eigene Mannschaft für Fußballerinnen und Fuballer mit Handicap. Die Torfabrik Meschede war zum Kick-Off eingeladen - und staunte nicht schlecht.
Dass die Stimmung beim TuS Sundern nur einen Tag nach dem Landesligaaufstieg nicht die schlechteste war, konnte man sich denken. Zwischen Aufstiegsfeier und Pokalfinale passte die Gründungsversammlung vom TuS Sundern III wirklich bestens ins Drehbuch. Mit insgesamt 21 Spielerinnen und Spielern rückte die Torfabrik im Röhrtalstadion an. Was unserem Team geboten wurde, übertraf sämtliche Erwartungen. "Wenn wir was machen, machen wir's auch richtig", meinte der sportliche Leiter Andy Mühle augenzwinkernd. Mindestens die doppelte Menge an Fußballbegeisterten mit Handicap hatte sich bereits eingefunden und scharrte mit den Hufen. Der zukünftige Coach Noah Wachholz fackelte dann auch nicht lange und bat die Aktiven auf den Platz. Zahlreiche Zuschauer folgten dem Geschehen und wohnten diesem historischen Tag bei. Nach 137 Jahren hat der TuS Sundern nun erstmals eine eigene inklusive Fußballmannschaft. Dass der Mannschaftsname "TuS Sundern III" auf den ersten Blick vielleicht etwas sperrig wirkt, relativiert sich, wenn man die Intention seiner Macher berücksichtigt. Die Dritte wird in Zukunft ein fester Bestandteil der Fußballabteilung sein. Ganz selbstverständlich und voll integriert in das sonstige, schwer aktive Vereinsleben rund um das Röhrtalstadion.
Die erste eineinhalbstündige Trainingseinheit ist schnell erzählt: rund 50 Spielerinnen und Spieler teilten sich eine Platzhälfte. Beim Blitzturnier in vier wild zusammengewürfelten Teams wollte und konnte sich jeder zeigen. Tore wie am Fließband und jede Menge gute Laune waren zu bestaunen. Einen eigenen historischen Moment erlebten die Torfabrikanten, als Sturmtank Dustin "Danger" Becker das erste Kopfballtor seiner Karriere erzielte. Volles Pfund bekam Dustin den Ball vor die Birne, der anschließend unhaltbar für den chancenlosen Torhüter über die Linie trudelte. Mit blutiger Nase, aber mächtig stolz feierten die Torfabrikanten ihren Topstürmer weit über das Spielende hinaus. Beschlossen wurde der sportliche Teil mit einem gemeinsamen Foto aller Aktiven und dem obligatorischen Wimpeltausch zweier Fußballhelden. Basti Held, Kapitän der Aufstiegself, und Torfabrik-Faktotum Pille Bartsch besiegelten nicht nur den fußballerischen Auftakt, sondern auch das Versprechen einer guten und freundschaftlichen Zusammenarbeit zwischen dem TuS Sundern und der Torfabrik Meschede. In den kommenden Jahren wird es garantiert viele große Derbys zwischen den befreundeten Lokalrivalen geben.
Weit über das erste sportliche Stelldichein hinaus verblieben die Aktiven und ihre Fans auch in der dritten Halbzeit noch im Röhrtalstadion. Der TuS lud zu Getränken und allerhand Leckereien ein. Mannschaftsbetreuerin und Trainermutter Judith überzeugte manch entkräfteten Akteur dann auch problemlos noch von einer zweiten oder gar dritten Currywurst und servierte als Alma Mater des Vereins on top Waffeln und Slusheis für alle. Als am Ende Spieler, Eltern und Betreuer die Musikbox aufdrehten, um gemeinsam zu den aktuellsten Ballermann-Hits zu tanzen und zu singen ("Wir sind schon wieder bumsbereit"), machten sich auch die Torfabrikanten wieder auf den Heimweg. Man nahm die Erkenntnis mit: schon am allerersten Tag ist in Sundern eine Hochburg des Behindertenfußballs entstanden!
Auf der Sportanlage des SCW Liemke hatte die ausrichtende WfB Lippstadt zum Doppelspieltag eingeladen. Heißt: sowohl das A-Team als auch das B-Team traten zeitgleich an. Zwei Ligen auf drei Spielfeldern gleichzeitig, Fußball total und nonstop, Coaching und Support am absoluten Limit. Die Torfabrik setzte wieder einen Fanbus ein, so dass die Mannschaft von zahlreichen Fans begleitet wurde.
Das A-Team trotzte Lüdenscheid im Sauerland-Derby ein 1:1 ab, besiegte Minden im Anschluss mit 3:0 und behielt auch gegen Ledde mit 2:0 die Oberhand. Annähernd ein Traumstart, wäre den Torfabrikanten danach nicht die Puste ausgegangen, so dass man sich Lippstadt mit 0:1 und Dülmen mit 0:3 geschlagen geben musste. Da stehen demnächst wohl ein paar Steigerungsläufe mit Medizinbällen an. In Topform präsentierte sich auf jeden Fall schon jetzt Fabian Hallmann, der "Maradonna von Sellinghausen". Halli erzielte drei Buden selbst und war der entscheidende Taktgeber auf dem Platz. Beachtenswerte Debüts feierten auch unsere Neuzugänge. Toptransfer De-Sean knipste direkt in seinem allerersten Einsatz. Arak, kurzfristig aus dem Tor in den Sturm beordert, erzielte sogar zwei Buden.
Obwohl ersatzgeschwächt präsentierte sich auch das B-Team engagiert und warf in seinem grenzenlosen Optimismus alles nach vorne. Hinten halfen Benny "The Wolf" Wulf und der liebe Gott. Um es vorwegzunehmen: Pille Bartsch traf erneut nicht ins Tor und bleibt damit auch in seiner 22.Saison weiterhin ohne Treffer. Dafür zeigte Pille aber eine beachtenswerte Laufleistung, so war sich das Trainerteam einig. Einem 0:0 gegen Herford folgte ein knappes 1:2 gegen Lippstadt. Für die Torfabrik traf Urgestein Matthias Willmes. Umjubelter Siegtorschütze beim anschließenden 1:0 gegen Langenhorst war Tim Sölken. Im letzten Spiel musste sich das ersatzgeschwächte B-Team noch Gütersloh mit 0:2 geschlagen geben.
Insgesamt ein gelungener Betriebsausflug der Torfabrik Meschede. Es ist - so wie heute - immer wieder schön, wenn alle Spielerinnen und Spieler etwas gemeinsam unternehmen und zusammen auf Achse gehen können. Möglich gemacht hat das heute übrigens mal wieder die Firma Werner Langer aus Meschede-Berge, die die Kosten für unseren Fanbus über
Die Torfabrik Meschede war bei der HSK-Sportgala zu Gast und erhielt den SPORTSOZIALPREIS der Westfalenpost. Gewürdigt wurde das 25-jährige Engagement, fußballbegeisterten Menschen mit Handicaps eine sportliche Heimat zu bieten.
Bei der HSK-Sportgala werden traditionell und im großen Rahmen die besten Sportlerinnen und Sportler des Hochsauerlandkreises ausgezeichnet. Warum durfte die Torfabrik dann trotzdem dabei sein? Das letztjährige Abschneiden als Tabellenschlusslicht und der Abstieg in die 3.Liga können jedenfalls nicht ausschlaggebend dafür gewesen sein. Ursächlich waren demnach weder der sportliche Erfolg, noch mögliches Mitleid. Die Torfabrik Meschede erhielt den SPORTSOZIALPREIS als Anerkennung dafür, dass sie seit einem Vierteljahrhundert Menschen mit Handicaps eine sportliche Heimat bietet. Seit 25 Jahren! Ehrenamtlich und kostenlos, aber mit maximaler Leidenschaft.
In der mit 500 Gästen restlos ausverkauften Kur- und Konzerthalle präsentierte der Kreissportbund HSK einen tollen Galaabend. Neben den Ehrungen der besten Sportlerinnen und Sportler gab es auf der Bühne immer wieder artistische und sportliche Showacts, so dass die Zeit bis zum großen Auftritt der Torfabrikanten wie im Fluge verging. Die Laudatio auf die Torfabrik hielt Falk Blesken von der Sportredaktion der Westfalenpost und brachte es auf den Punkt: wohltuend anders sei die Torfabrik in ihrer Haltung. Der gute Kern des Fußballs zeige sich dort. Kameradschaft und Zusammenhalt zählen, Werte werden vermittelt. Man hat Spaß am Sport, ohne dass man es bitterernst nimmt. Gewinnen wollen, aber auch verlieren können und dazu das Ganze noch mit Witz und Charme für sich zu nutzen, darin sei die Torfabrik geradezu meisterlich.
Die Funken flogen aus den Pyrokanonen als das Moderatorenteam Nicola Collas und Patrick Feldmann die Torfabrikanten auf die Bühne holte, der Saal kochte. Urgestein und Mannschaftsleader Pille Bartsch, seit Anbeginn für die Torfabrik am Ball, gebührte die Ehre, den SPORTSOZIALPREIS entgegenzunehmen. "Tja, mal wieder keinen Blumenpott gewonnen, aber trotzdem hier", kommentierte der Trainer ebenso süffisant wie stolz. Im Anschluss stand noch ein offizieller Fototermin vor der Sponsorenwand an und die Spielerinnen und Spieler durften noch zwei Bälle signieren. Wobei: ob sie das wirklich durften und sollten, blieb unklar. Sie haben es einfach gemacht.
Dinge einfach zu machen, weil man den Eindruck hat, sie müssten getan werden, war für die Torfabrik stets ein guter Ratgeber. Menschen mit Handicaps die Möglichkeit zu bieten, ohne Leistungsdruck Fußball zu spielen, ohne dafür Geld zu nehmen oder damit Geld zu verdienen und das über ein Vierteljahrhundert so durchzuziehen, ist und bleibt für ein Freizeitprojekt der Behindertenhilfe wohl ziemlich einmalig. Teil eines Teams zu sein, die Identifikation und Gemeinschaft, die Freundschaften, die man schließt und pflegt - darum geht's in erster Linie. Daher ist die Torfabrik Meschede vor allem eines: ein edler Dienst und eine Liebeserklärung an den Fußball, getragen von der Leidenschaft aller Beteiligten. Eine "eigentlich ganz normale" Fußballmannschaft.