Gute Laune, schlechte Laune

Nach zwei ausgefallenen Spielzeiten ging es endlich wieder um Ligapunkte. Dabei erwischte die Torfabrik Meschede das, was man wohl einen gebrauchten Tag nennt. Das Wechselbad der Gefühle war wohltemperiert. Herzlich Willkommen zu unserer Soap "Gute Laune, schlechte Laune"!

Seit 952 Tagen war die Torfabrik unbesiegt. Dass seitdem kein Spiel mehr stattgefunden hat, muss zu dieser hervorragenden Bilanz jedoch hinzugesagt werden. Frohen Mutes erschienen die nominierten Spieler am Mescheder Bahnhof und freuten sich, endlich wieder als Mannschaft in den Wettkampf ziehen zu können. Als zusätzlicher 13.Mann wurde Urgestein Peter "Pille" Bartsch eingepackt. Als einziger aktiver Fußballer des St.Elisabeth-Seniorenstifts hatte er sich bereits frühmorgens aus dem Haus geschlichen. Aus dem Altersheim direkt in die 2.Liga! Auf der Fahrt nach Rheda-Wiedenbrück schwor man sich ein und schmetterte das ein oder andere Liedchen. "Meschede ist 'ne schöne Stadt, da muss man sich benehmen. Drum fahren wir nach Wiedenbrück, benehmen uns daneben! Schallalalallalla..." Pünktlich zum Anpfiff hatten die Torfabrikanten als gute Gäste natürlich wieder in den vereinseigenen Gentleman-Modus umgeschaltet.

Neben Christian Lehmann und Pille Bartsch, die schon länger als die Hälfte ihres Lebens im schwarz-roten Torfabrik-Trikot feststecken, war mit Daniel Möller, Stefan Schau, Daniel Fern und Lars Klauke auch sonst viel Erfahrung auf dem Platz. Ihre Premiere in der "Ersten" feierten die Jungspunde Daniel Pilgram, Samuel Antunes und Dominik Meiske. Keeper Pat Franke, Alwin Göttling, Fabian Hallmann und Dominik Teterra komplettierten den Kader. Methusalem Peter "El Tren" Mevi, der als Sturmführer eingeplant war, musste kurzfristig passen. Im ersten Spiel des Tages gegen die "Mannschaft inklusive" aus Arnsberg gab es zudem ein sportliches Wiedersehen mit weiteren 7 ehemaligen Spielern, so dass es in der Tönnies-Arena direkt zu Beginn um die Wurst ging.

 

Schien es mit der ersten Aktion und einer Großchance durch Möller noch so, dass die taktischen Mittel klug gewählt waren, lief danach alles gegen die Torfabrik. Nach nur 5 Minuten Spielzeit mussten Dominik Teterra und Daniel Fern verletzt vom Feld, was jedes taktische Konzept über den Haufen warf. Während sich Dominik nach kurzem Durchzählen seiner Knochen wieder einsatzfähig meldete, hatte es Daniel mächtig erwischt. Als sich Mitspieler und Trainerteam noch um das medizinische Notfallmanagement kümmerten, konnte der Gegner die entstandene Konfusion nutzen und seine Tore erzielen. Die klare 0:3-Niederlage war in Anbetracht von Daniels Verletzung jedoch nun wahrlich das kleinere Problem.

 

Spielervater Ralf übernahm die weitere Versorgung des Verletzten und besorgte kurzerhand im nächsten Supermarkt einen Beutel Tiefkühlerbsen. Dank "Dr.Pilgrams Erbsentherapie" und dem beherzten Eingreifen seiner Mitspieler, die Daniel im weiteren Turnierverlauf mit vereinten Kräften zur Toilette und zum Imbissstand trugen, konnte die Zeit bis zum Turnierende und dem anstehenden Besuch im St.Walburga-Krankenhaus überbrückt werden. Letztlich war dies die beste und wichtigste Mannschaftsleistung des Tages. Der Vorschlag, Daniel gemeinsam mit den Erbsen bei Tönnies abzugeben und ihn anschließend im Werksverkauf wieder abzuholen, fand keine Mehrheit. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

 

Auf dem Feld lief danach wenig bis nichts zusammen. Im Schatten der örtlichen Fleischfabrik war die Torfabrik in zwei 0:5-Niederlagen gegen Iserlohn und Gütersloh zur Schlachtung freigegeben. Gegen Lippstadt mit 0:1 und Hamm mit 1:2 war es knapper, die Torfabrik kam besser ins Spiel und erarbeitete sich mehr Chancen. Verloren wurde trotzdem. Das einzige Tor des Tages konnte Daniel Möller erzielen, der kurzerhand eine Umschulung vom Außenverteidiger zum Stoßstürmer absolvieren musste. Am Ende gingen trotzdem alle Spiele in die Binsen und die Torfabrik Meschede grüßt punktlos vom letzten Tabellenplatz. Als Fazit bleibt, dass es viel zu trainieren gibt. Spätestens am Samstag, 27.August will man dann auf dem heimischen Dünnefeld vor eigenem Publikum erneut mit Haltung durchs Feuer gehen.

 

Apropros Haltung: was den Torfabrikanten übel aufgestoßen ist, war, dass es trotz der Fairplay-Ansage und der Ankündigung des Ausrichters, dass diese Saison doch bitte als "Freundschaftsrunde" zu betrachten sei, oft überhart zur Sache ging. Die Krönung war eine Prügelei, die sich zwischen zwei Teams auf dem Spielfeld ereignete und mit zwei roten Karten (u.a. wegen Schiedsrichterbeleidigung) geahndet werden musste. Wir sagen ganz klar: das ist nicht der Fußball, den wir zukünftig im Behindertensportverband spielen wollen. Für so einen Quatsch steht die Torfabrik nicht zur Verfügung.

 

Zu erwähnen ist aber auch: beim abschließenden Spiel gegen unsere Freunde aus Dülmen wurde die Fußballwelt wieder etwas lebenswerter. Die Trainer vereinbarten spontan, zuerst die Spieler gegeneinader antreten zu lassen, die im Laufe des Tages weniger Einsatzzeiten hatten. Vor dem Spiel gab es eine ordentliche Begrüßung der Kontrahenten, nach dem Spiel wurde abgeklatscht, gratuliert und man ging mit Shakehands auseinander.

 

Große Erleichterung gab es am späten Nachmittag, als sich unser Verletzter meldete. Daniels Fuß scheint zumindest nicht gebrochen zu sein. Er konnte das Krankenhaus noch am gleichen Tag verlassen, weitere Untersuchungen und eine mehrwöchige Pause folgen. Gefreut haben dürfte sich Daniel an diesem Tag allerdings doch nochmal: am gleichen Abend machte sein FC Schalke 04 den Aufstieg in die Bundesliga perfekt. Gute Laune, schlechte Laune. An diesem Tag war alles dabei.

 

Update: Daniels Verletzung hat sich mittlerweile als wesentlich schwerwiegender herausgestellt als zunächst angenommen. Diagnose: Wadenbeinbruch. Ein echter Schocker!