Die Torfabrik Meschede schließt die Saison in der Freundschaftsrunde Westfalen mit der Vizemeisterschaft ab. Ein toller Erfolg in einem wunderbaren Saisonfinale, das fast keinen Makel
hatte. Außer vielleicht, dass Pille Bartsch auch nach 22 Jahren immer noch ohne Treffer ist. Zwar standen die Sterne gut, doch seine eisenharte Gegenspielerin Vanessa hatte nichts zu verschenken.
Hier unser Bericht über ein schönes Fußballfest, knapp verpasste Chancen, Tore im John-Travolta-Stil und das größte Comeback seit Jesus Christus.
Die Sportanlage auf dem Mescheder Dünnefeld und strahlender Sonnenschein an einem spätsommerlichen Septembermorgen boten den perfekten Rahmen für das Saisonfinale der Freundschaftsrunde Westfalen. Auf dem Platz standen neben den Lokalmatadoren der Torfabrik Meschede auch die Herforder Werkstätten, die WfB Lippstadt und der Wertkreis Gütersloh. Die Caritas Langenhorst musste kurzfristig absagen, so dass jede Mannschaft drei Spiele zu absolvieren hatte.
Die Partien wurden allesamt von Schiedsrichter Stefan Schau geleitet. Stefan war bis zum Jahresbeginn Torhüter und Kapitän der Torfabrik, ehe eine Schulterverletzung sein Karriereende erzwang. Seine Rückkehr auf den Rasen beging er nun erstmals in Schiedsrichtermontur. Stefan machte seine Sache hervorragend. Eine gelbe Karte wegen Haltens und ein zu pfeifender Handelfmeter zeugen von einer aufmerksamen und souveränen Schiedsrichterleistung, aber auch von einem durchweg fairen Fußballfest.
Torfabrik Meschede – Wertkreis Gütersloh 0:1
Im Auftaktmatch ging es direkt gegen den Tabellenführer aus Gütersloh, der ohne Punktverlust einsam an der Tabellenspitze kreisend quasi schon als Meister feststand. Wie schon im Hinspiel ging die Partie mit 0:1 verloren. Auch diesmal hätte das nicht sein müssen. Zwar wurde das eigene Tor stark belagert, trotzdem kam man selbst zu einigen guten Einschussmöglichkeiten, die allesamt der sensationell aufspielende Keeper der Gütersloher zunichtemachte. Ein absoluter Teufelskerl! Für den Wertkreis Gütersloh im Einsatz war ein alter Bekannter: der langjährige Torfabrikant Daniel Bastert lief an alter Wirkungsstätte erstmals für seine neuen Farben auf. Fast auf den Tag genau vor 7 Jahren führte Daniel die Torfabrik an gleicher Stelle noch zum „Wunder vom Dünnefeld“. Sein Comeback feierte der „Fußballgott“, wie Daniel während seiner 10-jährigen Amtszeit als Torfabrik-Kapitän stets gerufen wurde, als umsichtiger und spielstarker Abwehrchef der Gütersloher.
Torfabrik Meschede – Herforder Werkstätten 2:0
Von Beginn an ließen die Torfabrikanten wenig Zweifel aufkommen, wer dieses Spiel gewinnen würde. Frühe Attacke und hohes Anlaufen war ihnen vor der Partie vom Trainerteam verordnet worden. Ein Gewaltschuss von Altmeister Peter „El Tren“ Mevi brachte das 1:0, nachdem dieser sich in unnachahmlicher Manier durch das Mittelfeld durchgetankt hatte und mit einem strammen Schuss dem Herforder Keeper keine Chance ließ. Ein Hauch von „Saturday Night Fever“ lag in der Luft, als der blendend aufgelegte Tim Sölken das 2:0 markierte. Mit dem Rücken zum Tor nahm Timmi den Ball an, drehte sich um den Gegner, machte mit der Hüfte einen spektakulären John-Travolta-Move, ließ den Gegner ins Leere laufen und netzte eiskalt in die lange Ecke zur Vorentscheidung ein.
Torfabrik Meschede – WfB Lippstadt 4:1
Wenn der Gegner bei der Mannschaftsbegrüßung als Gastgeschenk einen hochwertigen Spielball überreicht und sich wünscht, dass dieser doch bitteschön im eigenen Netz landen möge, erscheint das auf den ersten Blick ungewöhnlich. Es ist jedoch ein Beleg für zweierlei Umstände: für das gute Verhältnis zwischen den Torfabrikanten und den Aktiven der WfB Lippstadt und natürlich für die vorherrschende Spannung in der Frage, ob Pille Bartsch in seiner 22.Saison endlich sein erstes Ligator gelingen würde. Pille zeigte sich bereits in den ersten beiden Spielen in Hochform und war brandgefährlich, das Spiel wurde komplett auf ihn zugeschnitten. Selbst der Gegner drückte die Daumen. Die Sterne standen nie besser für Pilles erstes Ligator. Rund um das Spielfeld waren alle bereit für den Platzsturm. Doch dann kam: Vanessa.
Die eisenharte Abwehrspielerin der Lippstädter hatte offensichtlich mal überhaupt gar nichts zu verschenken. Immer wieder vereitelte sie die besten Chancen und warf sich wagemutig in die Schüsse der Torfabrikanten. Vanessa tat das, was eine Abwehrspielerin tun muss: sie verteidigte das Tor ihrer Mannschaft, unbestechlich und mit Leidenschaft. In der Fußballersprache gesprochen: Vanessa war extrem bissig. Im gegnerischen Strafraum war für Pille damit kein Kraut gewachsen, seine Fernschüsse wurden geblockt oder strichen knapp am Tor vorbei. Das Warten auf Pilles erstes Ligator wurde von Vanessa damit unbarmherzig bis in die nächste Saison verlängert.
Die Tore fielen für die Torfabrik trotzdem. Schnelle Tempogegenstöße und satte Schüsse durch Daniel Pilgram und zweimal Peter Mevi führten zum Erfolg. Ein weiteres Tor steuerte Tim Sölken bei, der den guten Keeper der Lippstädter mit einem Drehschuss ins kurze Eck überwinden konnte. Der 4:1-Sieg sorgte letztlich dafür, dass man sich in der Tabelle sogar noch an den Lippstädter vorbeimogeln konnte. Zweiter Tabellenplatz, Vizemeister, wenn man so will. Ein sportlicher Erfolg, auf den die Spielerinnen und Spieler stolz sein dürfen. Ein schönes und faires Fußballfest mit vielen Toren zu feiern, war aber genau so wichtig. Dass das in Meschede immer wieder gelingt und die Torfabrik als guter Gastgeber geschätzt wird, ist ebenso ein Erfolg.
Durch den kurzfristigen Ausfall der Mannschaft aus Langenhorst blieb zeitlich etwas Luft im Spielplan. In einem Elfmeter-Shoot-Out durften sich alle Aktiven nochmals in einem Eins-zu-Eins-Duell mit dem Torhüter einer gegnerischen Mannschaft messen. Spieler ohne Torabschluss hatten hier nochmal die Möglichkeit, ein persönliches Erfolgserlebnis zu kreieren. Herford und Gütersloh traten gegeneinander an sowie die Torfabrikanten gegen ihre Freunde aus Lippstadt. Bei der Torfabrik wechselten sich zwischen den Pfosten die Keeper Junes Beule und „Doktor“ Tim Schröder ab. Insbesondere Junes zeigte einige gigantische Paraden und erntete begeisterten Applaus von der Tribüne. Geschossen wurde zum Spaß, außerhalb jeder Wertung. Dass Pille Bartsch seinen Elfmeter natürlich lässig mit dem Außenrist in den Winkel zirkelte, erscheint dabei selbstverständlich. Als Ligator kann sein Treffer in der Statistik leider nicht gewertet werden. Aber nächste Saison wird’s klappen. Ganz bestimmt.
Durch das nette Sponsoring von Torfabrik-Ultra und Zahntechnikermeister Jan Stappert und seinem zahntechnischen Laboratorium aus Meschede-Enste wurde es möglich, dass alle Mannschaften mit einem Pokal ausgezeichnet werden konnten. Stappert persönlich überreichte die Pokale, mit denen jede Mannschaft jubeln und sich feiern lassen konnte.
Allen, die mitgemacht und mitgeholfen haben, gebührt das dickstes Dankschön der Torfabrik.
Die Spielerinnen und Spieler in der Einzelkritik
Junes Beule (Tor): Spektakuläre Paraden und höchster Einsatz. Löwenherz Junes beeindruckte mal wieder mit seinem großen Willen.
Tim Schröder (Tor): Gewohnt gelassen war Tim der ruhende Pol im Tor. Sehr gute und punktgenaue Abwürfe.
Kevin Fosu: Hat hinten alles weggeräumt und war der Turm in der Schlacht. In der Luft und am Boden kaum zu bezwingen.
Yuki Leitner: Eigentlich etatmäßiger Torhüter überzeugte Yuki als Abwehrbollwerk und setzte spielerische Akzente nach vorne.
Carina Brand: Engagierte Premiere als Abwehrspielerin. Guter Überblick, positionstreu und immer auf Zack.
Basti Bach: Zeigte sein großes Kämpferherz und machte ordentlich Meter. Im Mittelfeld und in der Verteidigung eine absolute Bank.
Peter Mevi: Der Spieler des Spieltags. Auch mit 53 Jahren nicht kleinzukriegen. Führte als Kapitän die Torfabrik an, erzielte als Libero drei brachiale Buden und ist somit unser Spieler des Spieltags.
Peter Lehmann: Umsichtiger Spielgestalter, nahezu fehlerloses Spiel, gute Spieleröffnung, gefährliche Schüsse aus allen Lagen
Lena Seemann: Wirbelte die Gegner ein ums andere Mal durcheinander, mit ordentlich Zug zum Tor, schlug Haken wie ein Hase.
Pille Bartsch: Sendete permanent verbale Störfeuer in Richtung des Gegners. Präsentierte sich topmotiviert. War in seiner 23.Saison nah an seinem 1.Tor dran.
Daniel Pilgram: Gewohnt schnell und laufstark jagte Daniel jedem Ball hinterher. Belohnte sich mit einem Tor gegen Lippstadt.
Tim Sölken: In absoluter Topform, zeigte mit zwei herausragend erzielten Buden, was für ein ausgekochtes Schlitzohr er ist.
Matthias Willmes: Als Vollblutstürmer immer bereit, das Tor zu machen, gutes Positionsspiel im Strafraum des Gegners.
Dustin Becker: Stellte in der gegnerischen Hälfte gut die Räume zu und dirigierte souverän die rollenden Angriffswellen seines Teams.