3:18 gegen die Wildsauelf

Was Fußballexperten von Blüggelscheidt bis Mosebolle bereits befürchtet hatten, wurde zur sportlichen Gewissheit: die Gegnerin war besser! Auch eine avantgardistische Taktik - ohne Abwehr, dafür aber mit zwei Torhütern aufzulaufen - führte die Torfabrik Meschede nicht zum gewünschten Erfolg. Das große Spektakel endete mit einer 3:18-Niederlage, die selbstverständlich unbeschwert gefeiert wurde.

Zu Spielbeginn sah es knapp drei Minuten lang noch nach einem typischen 0-0-Spiel aus. Hochmotivierte 17 Spielerinnen und Spieler aus dem B-Team der Torfabrik traten gegen die 13- bis 15-jährigen C-Juniorinnen des FC Remblinghausen an. Ein eigentlich unvergleichlicher Vergleich. Die Wildsauelf ließ dabei wenig Milde walten und erzielte ein Tor nach dem anderen. Statistisch gesehen alle zweieinhalb Minuten schlug es im Kasten der Torfabrik ein. Klar wie Klärchen: diese Niederlage wurde durch strategische Fehleinschätzungen des Trainerteams erheblich begünstigt.

 

Durch den Ausfall von Abwehrchef Kevin Fosu - dem einzigen überhaupt vorhandenen Abwehrspieler im B-Kader - erschien dem Trainerteam eine  Blitzumschulung der verbleibenden 14 Offensivgeister nahezu aussichtslos. Folglich wurde ohne Abwehr gespielt, was nicht nur konsequent, sondern auch töricht war. Da half selbst die Erfahrung der Torfabrik-Kapitäne Matthias Willmes und Pille Bartsch nicht viel, obwohl beide dank ihrer seit 25 Jahren andauernden aktiven Karriere mit allen Wassern gewaschen sind.

 

Hinzu kam, dass die ursprüngliche Einladung zum sportlichen Vergleich schon ziemlich genau drei Jahre alt ist, dieser bisher jedoch aus Gründen nicht stattfand. In diesen drei Jahren ist beim Gegner aus einer Rotte possierlicher Frischlinge mittlerweile ein gut eingespieltes Team heranwachsender Wildsäue geworden, das die Torfabrikanten mit wenig Mühe an die Wand spielte. Hätte das Trainerteam ja vielleicht ahnen können, dass die Gegnerinnen mittlerweile zwei Köppe größer und spielerisch um Welten besser geworden sind.

 

Zwar konnte die Torfabrik in den letzten Monaten die Frauenquote ihrerseits deutlich erhöhen, die  100%  der Wildsauelf erreicht sie aber längst noch nicht. Neben Sandra Linke, Diana Löer und Lena Seemann präsentierten sich erstmals auch die beiden Neuzugänge Kimberly und Carina im schwarz-roten Trikot der Torfabrik. Mit Tim Schröder zwischen den Pfosten bot man einen Mann auf, den nichts aus der Ruhe bringen kann. Abwechselnd mit Junes Beule hielt er, was zu halten war. Besonders Junes wuchs in vielen Situationen über sich hinaus, hechtete jedem Ball hinterher und lieferte ein tolles Spiel ab. Jede Parade wurde gefeiert wie ein eigenes Tor.

 

Gegen Ende der Partie standen beide Torhüter dann sogar gemeinsam im Kasten, was die Flut an Gegentoren aber auch nicht stoppen konnte. Nachdem zuvor bereits die Anzahl der Feldspieler - mehr oder weniger heimlich - aufgestockt wurde, wechselte das Trainerteam kurz vor Spielschluss den gesamten Kader ein. Das wurde von den hellwachen Gegnerinnen jedoch sofort bemerkt und mit gleicher Münze zurückgezahlt, so dass sich auf dem Feld ein furioses Finale mit allen 30 Aktiven einstellte. Ein fulminantes 3:18 stand am Ende auf dem Tableau. Statt die Wildsau zu erlegen, wurde man von ihr über den Haufen gerannt.

 

Die zahlreichen Zuschauerinnen und Zuschauer aus beiden Fanlagern folgten dem turbulenten Geschehen auf dem Platz begeistert und machten mächtig Stimmung. Denn: die drei erzielten Tore der Torfabrik feierten Mannschaft und Fans wie drei Siege. Zweimal netzte Tim Sölken ein, eine Bude machte Daniel Pilgram. Mit unermüdlichem Kampfgeist stemmte man sich gegen die Niederlage, doch letztlich war gegen die sehenswerten Spielzüge und den Torhunger der Wildsauelf kein Kraut gewachsen. Dass der engagierte Basti Bach noch einen Elfer für seine Farben versemmelte, fiel dabei nicht groß ins Gewicht. Alle haben ihr Bestes gegeben und manchmal muss das halt auch genug sein. Nach dem Spielende gab es noch einige Kaltgetränke und einen gut gelaunten Austausch zwischen Spielern und Fans.