Sauerland-Derby vor 3.000 Zuschauern endet 2:2

Seit Wochen lag der Fokus der Torfabrikanten auf dem "Spiel ihres Lebens". Das Derby gegen den TuS Sundern wurde zum absoluten Karrierehighlight. Rund 3.000 Zuschauer sahen ein 2:2-Unentschieden und wissen jetzt auch, wie man sich eine gegnerische Ecke kurz vor Spielende elegant ins eigene Tor reinhaut. Große Kulisse, großes Drama.

Das Spannende beim Fußballspielen mit der Torfabrik ist, dass jede Minute das Außergewöhnliche passieren kann. Das gilt im Guten wie im Schlechten. Der ausgeheckte Schlachtplan für das Match gegen den befreundeten Lokalrivalen aus Sundern gab exakte Wechsel und Präsenzzeiten vor. Binnen der 20-minütigen Spielzeit wollten schließlich 24 Kicker zu ihrem Recht kommen und vor dieser traumhaften Kulisse ihr Bestes geben. Um das vorprogrammierte Wechselchaos zu vermeiden galt ein Masterplan, der bereits bei Abfahrt des Busses über Bord geworfen werden musste. Zwei angemeldete Spieler waren nicht aufgekreuzt, dafür erschienen andere, mit denen man nicht gerechnet hatte.

 

Schüttete es morgens noch wie aus Kübeln, erwies sich Petrus pünktlich zum Einlass in den Mittagsstunden doch noch als guter Teamplayer. In der Kampfbahn "In den Oeren" des TuS Oeventrop war alles für das große Match bereitet, das unmittelbar vor dem Benefizspiel der mit ehemaligen Bundesligaprofis gespickten Traditionsmannschaften von Borussia Dortmund und Schalke 04 stattfand. (Anmerkung der Redaktion: Könnte sein, dass auch deshalb so viele Zuschauer da waren.) Der Veranstalter sprach von 2.500 zahlenden Zuschauern, die Lokalpresse rechnete in ihrer Berichterstattung inklusive der Aktiven und Helfer auf 3.000 Zuschauer hoch. Der Rahmen war auf jeden Fall mehr als würdig! Was der TuS Oeventrop mit seinen zahlreichen Helferinnen und Helfern da auf die Beine gestellt hat, war der Wahnsinn. So hatte das Helferteam nicht nur aus 1.000 Europaletten eine veritable Tribünenlandschaft gezimmert, sondern auch rund 40 Einlaufkinder organisiert. Mit ihnen an der Hand und "The Final Countdown" auf den Stadionlautsprechern liefen die Torfabrik Meschede und der TuS Sundern unter dem Applaus der Massen auf das Spielfeld. Wie geil war das denn!

"Hinten dicht, vorne hilft der liebe Gott". Das war die Losung zu Spielbeginn. Kompakt stehen und möglichst nicht hoch zurüclkliegen, bevor in der zweiten Spielphase personell nachgelegt wird. Ein spektakulärer Sturmlauf durch das Top-Personal aus dem A-Team sollte das Derby dann zugunsten der Torfabrik drehen. Soweit der Matchplan. Es kam natürlich anders. Zur positiven Überraschung aller brachte Lena Seemann die Torfabrik früh mit 1:0 in Führung. Riesenjubel! Vorausgegangen war eine undurchsichtige Strafraumsituation, die der TuS nicht zu klären vermochte. Lena nutzte ihre Chance eiskalt und stocherte den Ball über die Linie. Ein Tor vor so einer Kulisse zu schießen, ist schon was ganz besonderes!

 

Wie vom Trainer-Orakel in der Mannschaftsbesprechung angekündigt, machte dann wirklich, tatsächlich und leibhaftig Peter Lehmann seine Bude. Ecke für die Torfabrik, Peter nimmt den Ball direkt und nagelt ihn mit einem sehenswerten Drehschuss kompromisslos in die Maschen. Die erste Ecke seit einem halben Jahrzehnt, die mal etwas Zählbares gebracht hat! Es stand 2:0 für die Torfabrik und das zu einem Zeitpunkt, wo man sich - gemäß Matchplan - eigentlich eher im Hintertreffen wähnte. Vollkommen unnötig zog sich die torfabrikalische Abwehrphalanx daraufhin bis auf die eigene Torlinie zurück und setzte frühzeitig auf lange Bälle. Dem TuS Sundern fiel es in dieser Phase nicht schwer, besser ins Spiel zu kommen. Trotzdem brach mit einem unwiderstehlichen Sololauf "Eisenschädel" Daniel Möller durch, legte mannschaftsdienlich zu Lars Klauke rüber, doch der Gewaltschuss vom "Schwarzen Fuß von Bödefeld" konnte vom sensationell aufspielenden TuS-Keeper Niklas Flashar mit einer absoluten Weltklasseparade entschärft werden. Das wäre das 3:0 gewesen.

 

Ab diesem Moment, wo eigentlich alles längst hätte klargemacht werden können, übergab man das Heft des Handels jedoch komplett an den Gegner. Obwohl die Torfabrikanten mittlerweile mit ihrem "ersten Anzug" auf dem Feld standen, hatte sich der TuS Sundern längst warmkombiniert und kam mit einem schönen Spielzug zum 1:2-Anschlusstreffer. Sunderns Dritte drehte daraufhin mächtig auf und kam zu einigen weiteren guten Chancen. Mit den Spielern Tim Sölken, Basti Bach, Steven Schultz und Jan van Horn standen gleich vier ehemalige Torfabrik-Kicker im gegnerischen Kader und hauten sich mächtig rein.

 

Wann pfeift der Schiri endlich ab? Vor dem geistigen Trainerauge liefen bereits die besten Szenen durch: wie die Mannschaft über das Spielfeld hüpfen und "Derbysieger, Derbysieger" grölen würde, wie man die von Sponsor Stappert als Siegprämie ausgelobte Grillparty begehen würde. Doch noch eine Ecke für den TuS. "Leute, konzentriert euch! Hellwach bleiben! Haut das Ding weg!" Und dann passiert das, was man nur bedingt als "das Spannende" beim Fußballspielen mit der Torfabrik anerkennen kann: Die Ecke kommt flach herein, keine Gefahr, Keeper Pat Franke ist bereit, das Spielgerät lässig aufzunehmen. Doch Christian Lehmann reagiert gedankenschnell, ist eher am Ball und drischt ihn mit dem Außenrist ins eigene Gehäuse. Jubel in Sundern, fragende Gesichter in Meschede.

 

Am Ende war das 2:2-Unentschieden ein ebenso gerechtes wie würdiges Ergebnis, mit dem beide Mannschaften gut leben konnten. Das anschließende Miteinander am Spielfeldrand war ein weiterer Beleg dafür, das die Stimmung unter den Aktiven bestens blieb. Die Torfabrik und Sunderns Dritte haben jedenfalls den Nachweis erbracht, dass Lokalderbys nicht zwingend Spiele auf Leben und Tod sein müssen. Dass man Derbycharakter und Lokalrivalität pflegen kann, ohne dabei Sitte und Anstand zu verlieren, haben beide Teams jedenfalls vorbildlich unter Beweis gestellt.

 

Über den Eindruck, dass alle völlig entspannt ein tolles Fußball- und Familienfest für den guten Zweck feierten, konnten auch diejenigen nicht hinwegtäuschen, die es mit der Rivalität zwischen Dortmund und Schalke etwas ernster nahmen. Die Nachwuchsultras beider Vereine trugen mit ihrem leidenschaftlichen Support jedenfalls zur guten Stadionstimmung bei. Dass dabei den Müttern der jeweiligen Gegner mitunter gesanglich eine Berufstätigkeit im horizontalen Gewerbe unterstellt wurde, vermochte die allseits gelassene Stimmung nicht zu beeinträchtigen.

 

Auf dem Rasen waren derweil viele ehemalige Bundesligaprofis, Europapokalsieger und Weltmeister unterwegs. Die Mannen um Frank Mill und Olaf Thon zeigten, dass sie nichts verlernt haben und präsentierten sich als Stars zum Anfassen. Ein ansehnliches Spielchen mit Torchancen in Hülle und Fülle entwickelte sich, das die Traditionsmannschaft von Borussia Dortmund mit 3:2 schließlich knapp für sich entscheiden konnte. (Eine Übersicht aller aktiven BVB- und S04-Spieler findest du in der Bildergalerie.)

 

Viele weitere Fotos findet Ihr in den Berichten vom Sauerlandkrurier, vom Lokalkompass und dem Sauerlandsport der Westfalenpost.

 

Einen Riesendank an den TuS Oeventrop und alle Beteiligten für einen unvergesslichen Fußballtag. Übrigens: der Großteil des Erlöses, den dieser tolle Tag eingebracht hat, geht an Familie Kutnar aus Oeventrop und ihre Zwillinge Emma und Finn. Auch über das Benefizmatch hinaus ist eine Unterstützung von Emma und Finn möglich. Wieso, weshalb, warum erfahrt ihr hier.

 

Der Kader der Torfabrik Meschede

TOR Patrick Franke, Yuki Leitner

ABWEHR Kevin Fosu, Carina Brand, Terry Niedermeier, Björn Franke, Peter Mevi

MITTELFELD Tobias Volpert, Fabian Hallmann, Daniel Möller, Lars Klauke, Sandra Linke, Pille Bartsch, Alwin Göttling, Lena Seemann, Christian Lehmann, Kevin Edeler

ANGRIFF Patrick Schulte, Dustin Becker, Benjamin Wulf, Daniel Pilgram, Matthias Willmes, Peter Lehmann, Johnny Eblenkamp