Endlich wieder Fußball!

Nun gut, man könnte mit Fug und Recht behaupten, dass die Torfabrik Meschede seit über einem Jahr kein Spiel mehr verloren hat. Der langen Zwangspause damit noch etwas Positives abzugewinnen, gelingt jedoch nur mit maximaler Ironie. Die Einstellung des Spielbetriebs und die Absage zweier Spielzeiten waren eine harte Probe für die Mannschaft. Zoom-Meetings und Video-Challenges konnten nicht mal ansatzweise das ersetzen, was allen so gefehlt hat: das gemeinsame Fußballspielen. Nach 458 Tagen haben sich die Torfabrikanten nun endlich wiedergesehen.

Dank einer Impfquote, die im deutschen Spitzenfußball wohl ihresgleichen sucht, gab's für die Torfabrikanten auf dem Mescheder Dünnefeld an zwei Tagen von morgens bis abends die volle Ladung Fußball. Die Torfabrik durfte als erste Mannschaft in diesem Jahr den top gepflegten Rasen des Dünnefeldstadions bespielen und unterzog ihn direkt einem 16-stündigen Härtetest. Die Lust auf Fußball war riesig und das Programm reich an Abwechslung und zukunftsweisenden Überraschungen. Trotz verheerender Wettervorhersage war die Torfabrik wild entschlossen, das Trainingscamp durchzuziehen. Notfalls hätte man sich mit dem Grill und einigen Pülleken unter dem Tribünendach verschanzt. Doch es blieb trocken. Statt des angekündiigten Starkregens gab's einen Sonnenbrand.

Mit Carsten Richter von der Leichtathletikabteilung des SSV Meschede wurde das Trainerteam kurzfristig noch um einen echten Schleifer ergänzt, der das Team nach der langen Pause wieder fit machen sollte. Zusammen mit Kindern aus seiner Leichtathletikgruppe, die die Übungen anleiteten, schulte der "Drill Instructor" die Mannschaft in punkto Lauftechnik und Koordination und ließ sie ordentlich ins Schwitzen kommen. Der militärisch-herzliche Ton kam bei den Torfabrikanten gut an. Von Beginn an war ordentlich Zug in der Truppe. Der war auch nötig, da bei einigen eine gewisse "Verplautzung" unübersehbar war und die Laktatwerte wohl im nicht-messbaren Bereich gelegen haben dürften. Die Richtung war damit vorgegeben und alle haben toll mitgezogen.

Derbytime: Schalke gegen Dortmund

Mit dem großen Derbyklassiker der Schalke-Fans gegen die Dortmund-Fans ging es auf dem Platz dann sofort von Null auf Hundert. Lediglich 9 Schalker sahen sich 19 Dortmundern gegenüber. Die Schalker reagierten denkbar spektakulär und verpflichteten mit Olli Voß und Hannes Schmitz, den Geschäftsführern vom Torfabrik-Träger Convida, zwei Arnsberger Kreisligalegenden. Auf der Trainerbank rückte Edelfan und Motivator Dustin auf. Das Spiel verlief für die Schalker - wie die gesamte Bundesligasaison - dramatisch. Bis in die Nachspielzeit führte man nach einem Treffer von Daniel Fern mit 1:0, ehe Tizian Sportiello ausglich. In der Nachspielzeit der Nachspielzeit war es dann Tim Sölken, der das Spiel in allerletzter Sekunde in einen 2:1-Sieg für die Borussia drehte.

Während Schwarz-Gelb noch jubelte, erhielten die Schalker für ihre Leidensfähigkeit ein Extralob. Wer auch in solch bitteren Zeiten in unerschütterlicher Treue zu seinem Verein steht, der ist ein wahrer Fan. Dass das Trainingscamp im weiteren Verlauf durchweg harmonisch verlief, ist ein weiterer Beleg dafür, dass ein friedliches Miteinander von Schalkern und Dortmundern möglich ist. Die seit Jahren vielleicht größte und wichtigste Integrationsleistung der Torfabrik Meschede. Nach dem Derby stand ein Stationstraining auf dem Plan, bei dem weiter an der Fitness gefeilt sowie Torschuss, Kordination und Technik geschult wurden. Eine ausgiebige Mittagspause und die obligatorische Stadionwurst hatten sich nach diesem schweißtreibenden Auftakt alle redlich verdient.

Große Pläne in der Kleinstadt

Vor der Nachmittagseinheit wurden das gesamte Team und der Betreuerstab neu eingekleidet. Die schwedische Firma Blakläder, ein Hersteller von Arbeitsbekleidung und bereits Sponsor von kultigen Konkurrenzvereinen wie dem FC St.Pauli, dem 1.FC Union Berlin und Arminia Bielefeld, stiftete der Torfabrik einen Satz neuer Aufwärmshirts. Gut gekleidet und wieder bei Kräften wurde danach ein Blitzturnier gestartet, in dem säckeweise schöne Tore fielen. Als Gast in offizieller Mission wurde dabei Dorothee Hüster von der Stadt Meschede begrüßt. Frau Hüster stellte die Pläne der Stadt zu den Special Olympics World Games 2023 vor. Meschede will eine von 170 Gastgeberstädten werden, die anlässlich der Weltspiele eine Delegation von Sportlerinnen und Sportlern beherbergt.

Das Hosttown-Programm findet vom 11.-14.Juni 2023 statt, unmittelbar vor den Weltspielen in Berlin. Die Stadt Meschede hat sich beworben und ist optimistisch, den Zuschlag zu bekommen. In den etwa eineinhalb Jahren vor den Hosttown-Tagen werden vielseitige Aktionen von Sportvereinen und Behindertensportinitiativen stattfinden. Auf dem Weg zur Hosttown soll für den inklusiven Sport geworben und auf die Leistungsfähigkeit und Begeisterung von Sportlerinnen und Sportlern mit Behinderungen aufmerksam gemacht werden. Die Torfabrik unterstützt die Bewerbung und hat sich bereits jetzt einige spaßige Dönekes überlegt. So sind z.B. ein Hallenmasters, eine Dorfplatz-Tournee und Fackelläufe mit dem olympischen Feuer durch die Mescheder City in Planung.

Die Torfabrik möchte mit ihrem Wirken einen Beitrag dazu leisten, dass Meschede eine Stadt der Vielfalt und Weltoffenheit ist. Eine erste Einstimmung auf den Gedanken der Special Olympics - das gemeinsame Sporttreiben über alle Unterschiede hinweg - gab es dann in Form des Olympischen Eids, den die Torfabrikanten feierlich und inbrünstig ablegten:

 

"Ich will gewinnen. Doch wenn ich nicht gewinnen kann, so will ich mutig mein Bestes geben!"

 

Dass Frau Hüster noch weit über den offiziellen Teil hinaus bis zur "Dritten Halbzeit" blieb, freute die Torfabrikanten und schuf gewiss eine gute Basis für die anstehende Zusammenarbeit.

Freundschaft mit dem "Lokalrivalen"

Die Befürchtung, dass am zweiten Trainingstag die Beteiligung nachlassen könnte, erwies sich als gänzlich unbegründet. Alle standen auch am nächsten Morgen wieder auf dem Feld, überpünktlich sogar, egal ob sie aus Meschede, Warstein, Olsberg, Schmallenberg, Arnsberg oder aus Medebach kamen. Auch wenn alle über mächtig Muskelkater klagten, wurde bei verschiedenen Trainingsübungen und -spielen nochmals kräftig auf die Zähne gebissen. Kapitän Stefan Schau gebührte es von Amts wegen die repräsentativen Aufgaben des Tages zu übernehmen. Für besondere Anlässe und besondere Freunde ließ die Torfabrik Meschede extra einen eigenen Wimpel herstellen. Das erste Exemplar erhielt darum auch der wohl wichtigste Partner der Torfabrik, die Fußballabteilung des SSV Meschede. Franz Schamoni und Jan Kettler vom SSV sagten der Torfabrik auch für die Zukunft ihre Unterstützung zu. Wenn ab 2022 die Sanierung der Hauptschule am Schederweg ansteht, wird der Sportplatz im Schulzentrum nicht mehr als Trainingsstätte zur Verfügung stehen. Bis sich das Aschegeläuf in einen saftigen Kunstrasen verwandelt, werden wohl einige Jahre ins Land gehen. Schon jetzt gab die SSV-Fußballabteilung ihr Versprechen ab, dass man in dieser Zeit einen Platz auf dem Dünnefeld für die Torfabrikanten finden wird. Ein Grund mehr, mit Vorfreude und Optimismus in die Zukunft zu blicken.

Danke, danke, danke

...sagt die Torfabrik Meschede all ihren Unterstützern aus nah und fern. Dem Fußballvorstand vom SSV Meschede und der Leichtathletikabteilung, Blakläder und Geschäftsführer Maik Friedrichs, der Veltins Brauerei, Frank Kutsche von Kutsche Fleischerei und Feinkost aus Eversberg, Reinhard Rettler von Stick-Mich aus Wennemen, den Spieler-Familien Niedermeier, Willmes, Schröder und Klauke, die uns unterstützt haben, Spielervater und "Natural Born Griller" Ralf Pilgram sowie allen anderen ehrenamtlichen Überzeugungstätern auf und neben dem Platz. Here we go again!