Eine neue Liga ist wie ein neues Leben!

Nach 24 Jahren verabschiedet sich die Torfabrik Meschede aus dem Spielbetrieb des Behindertensportverbandes NRW und macht was ganz Neues! Gemeinsam mit dem TuS 1886 Sundern gründen die Torfabrikanten eine neues Ligaformat für Menschen mit Behinderungen. An einem wunderschönen Fußballabend haben die "befreundeten Lokalrivalen" ihre Pläne nun der Öffentlichkeit vorgestellt.

Ein perfekter Fußballabend

 

Wetter und Laune waren bestens, die Mannschaften blendend aufgelegt und die Fans zahlreich erschienen. Statt der üblichen Montags-Trainingseinheit wurde zum Wochenstart direkt mal ein großes Fußballfest gefeiert. Im Mescheder Dünnefeldstadion servierten die beiden Sauerländer Vereine einen tollen Appetitmacher auf das, was bald kommen wird: ein neuer Ligabetrieb für fußballbegeisterte Menschen mit Handicap, der allen gerecht werden und gleichermaßen fair, spaßig und leidenschaftlich sein soll. Eine Liebeserklärung an den Fußballsport, seine guten Werte und seine verbindende Kraft. Dass man von der Torfabrik Meschede auf solch große Worte auch durchaus große Taten erwarten kann, zeigte dieser außergewöhnlich schöne Fußballabend.

 

Als die Torfabrik im Oktober letzten Jahres den TuS Sundern knapp mit 1:0 im Derby bezwang, gewann man eine von Sponsor Zahntechnik Stappert ausgelobte Siegprämie in Form einer Grillparty.  Den unterlegenen Rivalen lud man kurzerhand einfach dazu ein. Natürlich musste bei dieser Gelegenheit auch Fußball gespielt werden. On top kam noch eine Pressekonferenz, in der die Mannschaften ihre Pläne zur Gründung eines neuen Ligaformats kundtaten, die in den letzten Wochen und Monaten gereift sind. So wurden an diesem Montag gleich drei Fliegen mit acht Klappen geschlagen und die eigentliche Trainingszeit in ein großes Fußballfest verwandelt.

 

Torfabrik Meschede - TuS Sundern 6:3

 

Wie schon in den vorangegangenen Begegnungen beim Röhrtal-Charity-Cup ging auch diesmal wieder der TuS mit 1:0 in Führung. Nach alter Väter Sitte drehte die Torfabrik das Spiel danach zu ihren Gunsten. Der anfänglichen Schlafmützigkeit folgte ein beachtlicher Sturmlauf. Die Mescheder Tore erzielten Johnny Eblenkamp (2), Daniel "Eisenschädel" Möller, Kevin Edeler sowie Dustin "Danger" Becker und Benny Wulf. Beide Teams traten mit großem Kader an, wechselten munter durch und lieferten ihren Schlachtenbummlern ein Duell auf Augenhöhe, in dem es wie wild hoch und runter ging.

 

Beide Teams gaben alles, denn schließlich galt es den stattlichen Elmar-Kramer-Cup zu gewinnen. Diesen Pokal spielt die Torfabrik in unregelmäßigen Abständen und in Erinnerung an ihren 2006 verstorbenen Mitspieler und Ehrenspielführer aus. Elmar, selbst aus Sundern stammend, hätte das gewiss gefallen. Ein weiterer Ehemaliger war ebenfalls und leibhaftig dabei: Ex-Keeper Stefan Schau stand erneut als Schiedsrichter auf dem Feld und zeigte an der Pfeife wieder mal eine souveräne und ernorm lässige Leistung.

 

Die Pressekonferenz

 

Im Anschluss an das Derby luden die Teams ins Vereinsheim zur Pressekonferenz ein. Die Bude war rappelvoll! Professionelle Unterstützung erhielten die Mannschaften dabei von Moderatorin Nicola Collas, die die beiden Trainer sowie die Spieler Björn Franke (Meschede) und Basti Bach (Sundern) interviewte und zum Spiel befragte. Nachdem sich beide Mannschaften vom Auditorium mehrfach kräftig abfeiern ließen, näherte man sich des Pudels Kern.

 

Viele Jahre war die Torfabrik ein nicht unerheblicher Faktor, um das organisierte Fußballspielen von Menschen mit Behinderungen möglich zu machen. Der Torfabrik-Coach schilderte dabei, was ihm und seinen Kollegen in den letzten Jahren die Freude an diesem sonst so schönen Ehrenamt massiv verhagelt hat. Dass man immer weite Wege auf sich nehmen musste, um dann sportlich unterzugehen, war dabei zwar wenig erquickend, aber nur das kleinere Problem. Zu einem Mangel an Verbindlichkeit und Organisation auf Verbandsebene, kamen auf dem Feld zuletzt vermehrt eine verbissenen Gangart mancher Gegner dazu. Es kam zu Beleidigungen und Bedrohungen sowie schweren Verletzungen in den eigenen Reihen, Kurzum: das ist nicht der Fußball, den die Torfabrik spielen kann und vor allem auch nicht spielen will.

 

Wie schön, wenn man da seit zwei Jahren mit dem TuS Sundern einen ausgesprochen netten und wohlorganiserten Lokalrivalen hat. TuS-Coach Noah Wachholz schilderte das gute Verhältnis beider Clubs und besonders der Spieler untereinander. Wer an den Umtrieben des "modernen Fußballs" leide, dem biete man rund um Meschede und Sundern nun einen äußerst charmanten Gegenentwurf. Der Torfabrik-Trainer betonte, dass man den Ball dabei nicht neu erfinden werde, aber ein Format schaffen will, das allen Spielerinnen und Spielern gerecht werden soll. Denn auch das sei immer ein Makel gewesen: man hat eine Unmenge an Aktiven mit unterschiedlichen Spielstärken, die alle spielen wollen und auch sollen. Im Ligabetrieb des Behindertensportverbandes kam immer nur ein Teil des großen Kaders zum Einsatz. Den anderen Teil der Mannschaft musste man zuhause lassen. Dem Gemeinschaftgedanken der Torfabrik stand dies stets entgegen.

 

Neben dem TuS Sundern konnte man auch die Karthaus Kicker aus Dülmen von einem Engagement überzeugen. Den Karthaus Kickern als langjährigem Kontrahenten aus dem Behindertensportverband geht es ähnlich: sie haben nicht nur viele Leute mit ganz unterschiedlichen Spielstärken, sondern auch die entsprechende Haltung zu den Dingen. Und sie haben in den letzten 15 Jahren bewiesen, dass sie richtig was auf die Beine stellen können.

 

Auch wenn der neuen Liga noch zwei Dinge fehlen - ein flotter Name und ein vierter Verein - ist der Start bereits terminiert. Am Samstag, 14.Juni geht es los. Natürlich vor heimischer Kulisse im Dünnefeldstadion. Denn das Ganze ist so konzipiert, dass ein fulminater Auftakt schon jetzt stattfinden kann. Ob man die "Serienreife" dabei sofort zu Beginn erreichen wird oder erst im nächsten Jahr, sei dabei egal. "Wir fangen definitiv an, setzen uns aber nicht unter Druck. Es wird sich gut entwickeln, da sind wir uns sicher", so die beiden Trainer.

Inklusion da, wo sie hingehört

 

Gerne würde man diesen Ligabetrieb in Zukunft als "alternatives Angebot" unter dem Dach des Fußball- und Leichtathletikverbandes (FLVW) sehen, der bereits seit 10 Jahren eine eigene Inklusionsserie unterhält, die aus voneinander unabhängigen Turnieren besteht. "Wir denken, dass Inklusion da stattfinden sollte, wo sie hingehört: in den ganz normalen Fußballvereinen, die im Deutschen Fußballbund (DFB) organsiert sind. Um auch diesen Pflock einzuschlagen und ideell in Zement zu gießen, geht nun auch die Torfabrik einen - vielleicht längst überfälligen - Schritt weiter: der gesamte Kader sowie das Trainerteam werden in den SSV Meschede eintreten.

 

SSV-Präsident Martin Kettler gebührte es, dieses Vorhaben zu verkünden und der langjährigen Kooperation zwischen der Torfabrik und dem SSV Meschede die Krone aufzusetzen. Dabei freute sich Mister President nicht nur darüber, mit dem Eintritt der Torfabrikanten wohl erstmals die Grenze von 1.800 Mitgliedern zu knacken, sondern befand auch, dass Machart und Haltung der Torfabrik seinem Verein gewiss guttun und ihn bereichern werden. Dass die höchsten Vertreter des FLVW-Fußballkreises Hochsauerland sowie seine Schiedsrichterverteter ebenfalls vor Ort waren und ihre Unterstützung für die gemeinsamen Pläne zusagten, war ein weiteres starkes Zeichen, über das sich die Torfabrik und der TuS Sundern freuen durften.

 

Gemütlicher Ausklang

 

Gemeinsam mit ihren zahlreichen Fans und Freunden genossen die Spielerinnen und Spieler den weiteren Abend und die sich anschließende Grillparty. Flankiert wurde der nette Austausch durch karibische Cocktails aus Udos Tikibar und kühle Getränke aus dem Hause Veltins. Mehr als eine Randnotiz dabei: in einer demokratischen Abstimmung aller Anwesenden wurde zum 16.Mal in Folge frisches Veltins zum "Offiziellen Teamgetränk" der Torfabrik Meschede gewählt.

 

Sehr passend, dass auch ein Vertreter der heimischen Lieblingsbrauerei anwesend war, die von der Torfabrik seit Jahren durch gezielte Produktkäufe unterstützt wird. Auch über die Anwesenheit der Marketingabteilung der Sparkasse Mitten Im Sauerland durfte sich die Torfabrik freuen. Vor wenigen Wochen erst wurde die Torfabrik von besagtem Kreditinstitut zum "Verein des Jahres" gekürt und großzügig prämiert, was der Umsetzung der beschriebenen Pläne den entscheidenen Schub gegeben hat.

 

Wie vielfältig sich neben den zahlreichen Fans, Freunden und Familien das Publikum an diesem Abend zusammensetzte, war einfach großartig: lokale Sportpersönlichkeiten waren ebenso anwesend wie der Mescheder Bürgermeister. Dazu kamen die zahlreichen Sozialpartner der Torfabrik: Vertreterinnen und Vertreter vom Werkkreis Kultur und vom Städtischen Gymnasium, vom  Mescheder Bündnis für Demokratie und Solidarität und vom Lions Club, die Behindertenbeauftragten des Hochsauerlandkreises, die Mescheder Behinderteninterssenvertretung und der Kreissportbund. Des Weiteren erschien eine ganze Armada an Unterstützern und Sponsoren, die der Torfabrik die Ehre erwiesen: Zahntechnik Stappert, Automobiltechnik Bremer, Feinkost Kutsche, Fensterbau Heimes, Firma Tisento und Firma Langer. Die Torfabrik Meschede bedankt sich aufrichtig für ihr Kommen und ihre treue Unterstützung und ist sich sicher, dass alle einen schönen Abend hatten.

 

Auf ein Neues zum Ligastart am Samstag, 14.Juni im Dünnefeldstadion!


Eine große Bilderserie mit 100 weiteren schönen Fotos haben wir hier für Euch bereitgestellt.

Auch der Sauerlandkurier hat einige hübsche Biilder geknipst. Die findet Ihr dort.


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